Eine Kritik der gemeinsamen Erklärung der Kommunistischen Partei Israels (Maki) und der Tudeh-Partei des Iran
TL;DR: Eine „Friedenserklärung“ der
Orthodoxen Kommunisten von Israels Maki und Irans Tudeh, die Hamas und den 7.
Oktober verschweigt, Teheran schont und Israel dämonisiert, ist kein Aufruf zum
Frieden – sondern zur Parteinahme für jeden, der gegen den jüdischen Staat
kämpft.
So also sieht es aus, wenn sich
Maki und Tudeh – die kommunistischen Zwillingssterne am antiimperialistischen
Abendhimmel – zur Weltlage äußern:
Ein einziges Lamento über „Verbrechen“,
„Aggression“ und „imperialistische Umgestaltung“, vorgetragen mit dem
Furor derer, die nicht aufklären, sondern rechtfertigen wollen – solange es nur
die Richtigen trifft.
Und wer sind die Richtigen?
Natürlich Israel – das Land, das sich seit seiner Gründung weigert, sich ohne
Gegenwehr auslöschen zu lassen. Und natürlich die USA – das Lieblingsziel aller
linken Sonntagsseminare seit Vietnam.
Dass der Iran, die „Islamische Republik“ mit dem theologischen
Vernichtungsbefehl gegen Israel in der Verfassung, vielleicht auch einen
kleinen Beitrag zur Eskalation beigesteuert haben könnte – keine Silbe. Keine
Fußnote. Kein Widerspruch. Die Mullahs bleiben sauber,
solange sie sich mit der richtigen Seite der Geschichte schmücken.
Orthodox-kommunistische
Solidarität – mit wem eigentlich?
Die gemeinsame Erklärung, so
laut sie sich gibt, lebt vom Flüstern.
Der 7. Oktober – Tag eines pogromartigen
Massakers an israelischen Zivilisten – wird nicht erwähnt. Hamas – immerhin bewaffneter Arm des iranischen
Außenministeriums mit Kalaschnikow – nicht genannt. Stattdessen ein anklagender
Wortteppich aus „reaktionärer
Regierung Netanjahu“, „Völkermord“ und „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Wer braucht Beweise, wenn man Parolen hat?
Während in Teheran Todesurteile
gegen Frauenrechtsaktivist*innen vollstreckt und Schwule öffentlich gehenkt
werden, beklagt die Tudeh-Partei lieber den „Angriff
auf die iranische Souveränität“.
Souveränität ist offenbar das neue Menschenrecht – es gilt auch für Regime, die
sich per Staatsziel und Fatwa das Existenzrecht eines anderen Staates
absprechen.
Man fragt
sich unwillkürlich, ob bei den Verfassern dieser Erklärung das Bedürfnis nach „antiwestlicher
Frontbildung“ inzwischen alle Synapsen erfolgreich überbrückt.
Denn was sich hier als internationale Solidarität präsentiert, ist in Wahrheit ein Erklärstück ideologischer Entlastung:
Der Angriff Israels auf iranische Stellungen wird in einer Wolke aus
Buzzwörtern – „Imperialismus“,
„Hegemonieprojekt“, „reaktionäre Marionetten“ – verdampft, bevor auch nur
ein kritischer Satz über das klerikalfaschistische
Regime in Teheran die Tastatur hätte verlassen können.
Die Tudeh-Partei, die seit Jahrzehnten
unter dem Stiefel der Islamischen Republik leidet, die verboten, verfolgt und
infiltriert wurde, scheint in dieser Erklärung nicht etwa Opfer einer
repressiven Staatsgewalt, sondern deren gleichwertiger diplomatischer Partner
zu sein – eine semantische Ehrenrettung, die weder analytisch haltbar noch
moralisch glaubwürdig ist.
Und Maki, jene traditionsreiche Partei,
die einst jüdisch-arabische Kooperation im Parlament praktizierte, reiht sich
hier ein in eine Erklärung, die zwar kein Adjektiv auslässt, wenn es um Israel
geht – „reaktionär“,
„verbrecherisch“, „völkermörderisch“ –, aber nicht einen einzigen Begriff übrig hat für das Gottesstaatsregime,
das Homosexuelle aufhängt, Frauen steinigt, Minderheiten verfolgt und seinem
Volk jede Form demokratischer Mitsprache verweigert.
Dass der Ursprung des Gaza-Krieges in der
islamistischen Vernichtungsdoktrin der Hamas liegt – einem Ableger der
Muslimbruderschaft mit explizit antisemitischem Gründungsprogramm –, wird
vollständig verschwiegen. Nicht aus Versehen. Sondern vermutlich aus Kumpanei mit dem „Widerstand“, solange er in
die geopolitische Rasterfolie des „antiimperialistischen Kampfes“ passt.
So entsteht
eine Erklärung, die unter dem Deckmantel von Frieden und Humanität den einen
Staat anklagt, der sich verteidigt – und die anderen Staaten und
Organisationen entschuldigt, die Vernichtung zur Staatsraison erhoben haben.
Das ist keine Parteinahme für die
Entrechteten. Das ist eine Parteinahme für das Prinzip: Der Feind meines Feindes
darf alles
Der
blinde Fleck der gemeinsamen Erklärung heißt Antisemitismus
Nirgends im Text findet sich
ein Hinweis auf die zentrale ideologische Konstante des iranischen Regimes: die erklärte Absicht, den jüdischen Staat zu vernichten.
„Israel muss von der Landkarte getilgt werden“ – das war kein Ausrutscher,
sondern Staatsräson in Teheran seit 1979.
Wer diesen Umstand in einem „Friedensappell“
verschweigt, lügt nicht direkt – aber betreibt Beihilfe zur
Verharmlosung eines geplanten Völkermords.
Stattdessen wird ein
existierender Staat mit Holocaustüberlebenden in der dritten Generation in
einem Atemzug mit „Libyen“,
„Irak“ und „Syrien“ genannt – als wäre er bloß eine weitere Station im
Weltkrieg des Westens gegen die Unschuldigen des Südens.
Dass Israel, anders als Tripolis oder Damaskus, demokratisch wählt und
Medienfreiheit besitzt, passt eben nicht in das einfache Schema der
„imperialistischen Marionette“.
Frieden
durch Ausblendung – eine Illusion
Die Forderung nach „Entmilitarisierung“
und „Atomwaffensperrvertrag“ für alle
Länder, einschließlich Israel klingt ehrenwert – wäre sie nicht so
durchlässig wie das iranische Atomabkommen.
Was hier suggeriert wird: Israel soll sich entwaffnen, während der Iran, von
Russland und China umworben, Raketenbündnisse mit Terrorgruppen schließt.
Das ist kein Weg zum Frieden, sondern eine Einladung
zur Exekution.
Wer den Angriff auf Israel mit
dem Begriff „Gegenwehr“ versieht und jede israelische Reaktion als „Massaker“
betitelt, hat sich nicht nur sprachlich, sondern moralisch verabschiedet.
Er gehört nicht mehr zur Friedensbewegung, sondern zur Kulissentruppe des
autoritären Revisionismus.
Die Erklärung von Maki und
Tudeh ist kein Friedensaufruf. Sie ist ein Zeugnis der intellektuellen und
moralischen Degeneration eines Teils der Linken, der sich mit Theokraten
verbrüdert, solange diese gegen Israel kämpfen.
Sie ist eine Lektion darüber, wie aus Kapitalismuskritik Antisemitismus wird,
wenn man aufhört, zwischen Unterdrücker und Befreier zu unterscheiden.
Wer den Namen der Hamas meidet und die
Vernichtungsdrohungen des Iran verschweigt, betreibt nicht Friedenspolitik –
sondern Brandstiftung mit diplomatischem Vokabular.
Dokumentiert: Die
Gemeinsame Erklärung von Kommunistischen Partei Israels (Maki) und der Tudeh-Partei des Iran: Stoppt
das Töten! Beendet den Krieg jetzt!