Die Linke: Wie man Antisemitismus als Staatsziel des Iran ignoriert – und an seiner Seite Israel dämonisiert
TL;DR: Die Linke verurteilt Israels Präventivschlag gegen den Iran, schweigt aber seit Jahren zur iranischen Vernichtungsrhetorik gegenüber. Wer Antisemitismus nur erkennt, wenn er im Braunhemd kommt, ignoriert ihn im Turban – und macht sich mitschuldig.
In einer Welt, in der Staaten
CO₂-Neutralität,
Digitalisierung oder Rüstungsexporte zum Staatsziel erklären, gibt es einen Staat, die Islamische Republik Iran,
der sich für ein anderes Projekt entschieden hat: die Vernichtung Israels.
Und während in Teheran seit
über vier Jahrzehnten die Raketen nachjustiert, der Atomapparat verfeinert und
die „zionistische Entität“ zur Eliminierung freigegeben wird, sitzt man im
Karl-Liebknecht-Haus – und bastelt an Resolutionen gegen israelische
„Aggressionen“.
Willkommen bei Die Linke: einer Partei, die
es mit bewundernswerter Konsequenz schafft, Antisemitismus zu
„kontextualisieren“, Vernichtungsrhetorik zu „verstehen“ – und sich dabei
moralisch so überlegen zu fühlen wie ein veganes Kochbuch in einer Metzgerei.
Eins von vielen Beispielen: Die
UN-Generalversammlung verurteilte zum 80. Jahrestag der sogenannten Wannseekonferenz
die Leugnung des Holocausts. Der iranische UN-Vertreter wies die Resolution
zurück – ein Akt, der nicht zufällig, sondern systemisch ist.
Denn das Land, das am
unverhohlensten die Shoa leugnet, ist dasselbe, das den Juden mit einer neuen
droht. Und die deutsche Linke? Tut das, was sie bei Antisemiten, die nicht im
Braunhemd daherkommen, am liebsten tut: Sie
schweigt.
Staatsziel: „Israel wird
ausgelöscht“
Israel
hasst den Iran nicht – und vermutlich auch die meisten Iraner nicht Israel.
Doch das Regime der Islamischen Republik, seit 1979 an der Macht, verfolgt
erklärtermaßen ein Ziel, das selbst in dieser Welt politischer Abgründe
hervorsticht: die Auslöschung des jüdischen Staates.
Eines
Staates, mit dem es nicht einmal eine gemeinsame Grenze teilt – aber einen
ideologischen Vernichtungsdrang. Der Hass auf Israel wurde zur außenpolitischen
DNA
des Gottesstaats, nicht aus geopolitischem Kalkül, sondern als gottgewolltes
Sendungsbewusstsein.
Die
Liste der Aufrufe zur Eliminierung ist so lang wie die Geduld der Vereinten
Nationen – ein Refrain des Hasses, Jahr für Jahr neu angestimmt:
·
1979: Ayatollah Khomeini erklärte am
neugegründeten Quds-Tag, Israel sei ein „eiterndes Krebsgeschwür“,
das nur durch die „Einheit der islamischen Welt“ entfernt werden
könne.
·
1982: Derselbe Khomeini: Wenn sich alle
islamischen Regierungen zusammenschlössen, „würde Israel vollständig untergehen“.
·
2001: Ali Khamenei, seither als Oberster
Führer zuständig für alles, nannte Israel erneut ein „Krebsgeschwür“.
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2001: Ali Akbar Haschemi Rafsandschani
erklärte in einer Freitagsansprache: „Eine einzige Atombombe könnte Israel
vollständig zerstören.“
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2006: Präsident Mahmud Ahmadineschad
forderte offen, Israel müsse „von der Landkarte getilgt werden“.
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2020: Khamenei sprach von „zionistischen
Verbrechern“, mit denen man „nicht verhandeln dürfe“.
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2024: Die „Tage der zionistischen Entität“
seien „gezählt“.
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April 2025: Marinekommandeur Alireza Tangsiri
schwor vor Basidsch-Milizen: „Wir werden die morschen Knochen der
Zionisten zerschmettern.“
Das
sind keine „verunglückten Formulierungen“, keine „kulturellen Unterschiede im
Tonfall“ – das ist Regieren im Modus des angekündigten
Völkermords, angereichert durch nukleare Ambitionen und
multiplen Stellvertreterarmeen.
Zwischendurch meldet sich Irans
geistliches Oberkommando immer wieder auch digital zu Wort – etwa über den offiziellen Kanal
@khamenei_ir. Einer dieser öffentlich einsehbaren, niemals gelöschten Beiträge:
“The Zionist regime was founded based on falsehood. They have forcefully and by means of coercion, threat and armed forces, expelled a historical nation from their own country. Is it possible to eliminate #Palestine from the historical-geographical memory of the world?!”
Übersetzt: „Das zionistische Regime wurde auf einer Lüge gegründet. Es hat mit Zwang, Drohungen und bewaffneter Gewalt ein historisches Volk aus seinem eigenen Land vertrieben. Ist es möglich, Palästina aus dem historischen-geografischen Gedächtnis der Welt zu tilgen?!“
Ein Text, scharf wie stumpfes
Werkzeug. Irans Oberster Vernichtungsantisemit dichtet: Das "zionistische
Regime" – kein Staat, kein Volk, keine Geschichte – sei aus einer „Lüge“
geboren. Welche Lüge? Gesagt wird es nicht, gemeint ist sie doch: die Shoa, das
kollektive Gedächtnisverbrechen, das hier zur politischen Fiktion erklärt wird.
Die
Resolution 181 (II) – jener UN-Teilungsplan, völkerrechtlich bindend und vom
jüdischen Teil akzeptiert – wird ausgespart wie störendes Quellenmaterial.
Stattdessen: ein Phantom. Kein „Staat Israel“, keine Demokratie, keine Nation –
nur ein „Regime“, dessen Existenz kein politischer Fakt, sondern ein Gewaltakt
sein soll, der korrigiert gehört.
Israel
existiert in diesem Text nicht. Es ist nicht verhandelbar, weil es nicht sein
darf. Die Idee Palästinas wird nicht verteidigt, sie wird exklusiv gemacht –
gegen ein eingebildetes Konstrukt, das „getilgt“ gehört. Das ist keine
Rhetorik, das ist Revisionismus mit Kalaschnikow-Flair.
Das
ist kein Zwischenruf.
Das ist diplomatisch
verpackter Vernichtungswille.
Verkündet vom einzigen Mann, der laut iranischer Verfassung über Krieg, Frieden
– und den finalen Countdown – allein entscheidet.
Und bei Die Linke?
Dort behandelt man das Ganze wie einen peinlichen Geschäftsordnungsantrag auf
einem Kreisparteitag – man redet besser nicht zu laut darüber.
Während also der Iran als
einziger UN-Mitgliedsstaat offen ein anderes UN-Mitglied eliminieren will, bringt
es Jan van Aken, im Jahr 2025 fertig, auf den israelischen Präventivschlag
gegen iranische Atomanlagen zu reagieren mit:
„Eine schwere Verletzung des
Völkerrechts, nicht durch Selbstverteidigung zu rechtfertigen.“
Dass die iranische Regierung
seit Jahrzehnten – öffentlich, systematisch, religiös begründet – erklärt,
Israel müsse vernichtet werden?
Kein Ton dazu.
Dass Hisbollah, Hamas,
Huthi-Rebellen und Islamischer Dschihad als iranische Stellvertreter Israel
regelmäßig mit Raketen befeuern?
Kein Thema.
Dass das Regime in Teheran
nicht auf Frieden, sondern auf theokratische Rache zielt?
Offenbar zu unbequem, um darüber
zu sprechen – oder gar zu urteilen.
Dialog statt Verteidigung – aber nur mit Regimen
Stattdessen wird geschwafelt über „Entspannungspolitik“ – und die alte
Leier wiederholt: „Es ist unsere Pflicht, auch mit Staaten wie dem Iran im
Gespräch zu bleiben. Ein Dialog auf Augenhöhe kann mehr verändern als
Sanktionen.“
(Jan van Aken, Bundestagsprotokoll, Plenarrede vom 13.05.2020)
Als wäre der
Wille zur Vernichtung Israels bloß ein Missverständnis unter Gesprächspartnern.
Als sei der Ayatollah nur schlecht gelaunt, aber grundsätzlich anschlussfähig.
Und wer’s doch kritisiert, „dämonisiere den Iran“ – sagt Sevim Dağdelen, 2022.
Klingt wie aus dem Pressebüro in Teheran, wurde aber in Berlin gesagt.
Dann wird jeder gezielte Verteidigungsschlag zum „Hasardeur-Spiel“ (van Aken), jede Maßnahme zur „Eskalation“, jede Selbstverteidigung zur „Aggression“.
So wird ein Staat, der
existenziell bedroht ist, zur Gefahr – und ein Regime, das ihn auslöschen will,
zum diplomatischen Partner „auf Augenhöhe“.
Wie erklärt sich, dass eine
Partei, die bei jedem rechten Rülpser den antifaschistischen Feueralarm
auslöst, zur systematischen Vernichtungsrhetorik eines autoritären Regimes über ein Jahrzehnt schweigt?
Die Antwort ist so schlicht wie
beschämend:
Antisemitismus gilt
dieser Linken nur dann als solcher, wenn er in Springerstiefeln daherkommt –
nicht im Turban und mit Ayatollah-Titel.
Kommt er aus dem „globalen
Süden“ – ist es „Widerstand“.
Kommt er aus Teheran – ist es „Dekolonialisierung“.
Kommt er aus Tel Aviv – ist es „Zionismus“.
Wer schweigt, stimmt nicht nur zu – er koaliert
Die Linke hat kein Kommunikationsproblem.
Sie hat ein Realitätsproblem.
Und ein moralisches.
Denn wer die
Vernichtungsrhetorik eines Regimes ignoriert, das seine Bombe längst in Verse
gegossen hat, und zugleich das bedrohte Opfer zum Täter erklärt, hat sich aus der Ethik verabschiedet.
Nicht als neutraler Beobachter, sondern als ideologisch motivierter Komplize im
Tarnanzug des Pazifismus.
Die Linke ignoriert Antisemitismus nicht aus
Versehen –
sie duldet ihn,
wenn er sich gegen den richtigen Feind richtet.
Sie dämonisiert nicht den
Gottesstaat – sondern die Demokratie.
Sie verteidigt nicht das bedrohte Leben – sondern das eigene ideologische
Weltbild.
Wenn das die „Aufklärung über
tieferliegende Konfliktursachen“ sein soll,
dann ist Ignoranz der neue Erkenntnisstand –
und Dunkelheit offizielles
Programm.