Die Antiamerikanische Einheitsfront

TL;DR: Vier Parteien, ein Feindbild: USA böse, Iran harmlos. Linke, AfD, DKP und BSW vereint im Schweigen über Teheran – das Regime, das Frauen peitscht, Schwule hängt und Juden massakrieren lässt. Wer das Diplomatie nennt, meint in Wahrheit Kapitulation.



Es gehört zu den zuverlässigsten Paradoxien des politischen Betriebs in Deutschland, dass dort, wo sich Linke und Rechte sonst bis aufs ideologische Zahnfleisch bekriegen, plötzlich eine wundersame Einigkeit herrscht – wenn es darum geht, gegen Washington zu wettern.

Der jüngste US-Angriff auf iranische Nuklearanlagen brachte es einmal mehr ans Licht: Von der Partei die Linke über BSW unde DKP bis zur AfD zieht sich eine gemeinsame Linie – nennen wir sie die antiamerikanische Einheitsfront

Und wenn man genau hinhört, mischt sich in diese Choreografie des kalkulierten Empörungsgestus ein alter, vertrauter Ton: jener der wortreichen Verteidigung des iranischen Regimes durch Schweigen.

Jan van Aken, der wohl letzte Überbleibsel kluger Diplomatie bei der Linken, formuliert noch differenziert, dass man zwar eine iranische Bombe „auf jeden Fall verhindern“ müsse – aber eben nicht durch Bomben, sondern durch „Verhandlungen und engmaschige Überwachungen vor Ort“. Dass der Iran genau dieses Spiel seit Jahrzehnten perfektioniert – verhandeln, verzögern, vertuschen – erwähnt er lieber nicht. Dennoch: Von allen vieren ist van Aken der einzige, der wenigstens noch ansatzweise erkennt, worum es hier eigentlich geht.

Sevim Dagdelen hingegen – mittlerweile außenpolitischer Pressetextautomat im Dienste von Bündnis Sahra Wagenknecht(BSW) – hat sich ganz dem rhetorischen Twitterkampf verschrieben. Der Westen sei ein „Gangsternetzwerk mit Trump als oberstem Mafiaboss“, die Bundesregierung eine „Vasallenregierung von Merz und Klingbeil“. Wer braucht schon Analyse, wenn man so schön diffamieren kann? Israel? Kein Wort. Der Iran? Opfer. Die Welt? Eine Bühne für moralische Selbstvergewisserung – ganz in der Pose der beleidigten Unschuld.

Die DKP, die seit ihrer historischen Bedeutungslosigkeit mit umso größerem Pathos auftritt, erkennt im Angriff gar ein „Signal an Russland und die Volksrepublik China“ – weil man jeden geopolitischen Vorgang konsequent durch die Brille des Kalten Krieges von 1978 betrachtet. Die Warnung vor „radioaktiver Verseuchung“ klingt wie aus dem Drehbuch eines Godzilla-Films – und hat mit der Realität des iranischen Atomprogramms etwa so viel zu tun wie die „internationale Solidarität“ mit der Volksrepublik Nordkorea.

Und dann sind da noch die AfD Vorsitzenden Chrupalla und Weidel – bürgerlich drapiert, aber ideologisch so blank wie die Rhetorik ihrer Verlautbarung. Keine Schuldzuweisung, keine Position, keine Analyse. Nur der Ruf nach „ehrlicher Diplomatie“ – man möchte fast sagen: wie von einem mittelmäßig begabten Schüler der politischen Mitte. Dass ihr Schweigen zu Israel lauter ist als jedes Wort, versteht sich in ihrer Partei von selbst.

Alle vier reden über den Iran, aber niemand redet vom Iran. Vom Iran, der in Syrien die Massaker des Machtapparats der beiden Assads mitverantwortet, vom Iran, der Frauen zu Tode peitscht und Schwule an Kränen aufhängt, vom Iran, dessen Revolutionsgarden materiell, logistisch und ideell hinter dem Antisemitischen Massaker der Hamas vom 7. Oktober stehen. Niemand erwähnt Habib Elghanian, den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Teherans, den das Regime am 9. Mai 1979 erschießen ließ – weil sein bloßes Dasein schon Hochverrat war. Niemand spricht vom Quds-Korps oder von Saeed Izadi, der die Hamas mit Waffen, Ausbildung und Zielkoordinaten für den 7 Oktober versorgt. Niemand fragt, warum ein Regime, das seine eigenen Bürger tötet, plötzlich als rationaler Verhandlungspartner gelten darf.

Jan van Aken befürchtet ein „Nordkorea-Szenario“. Was er übersieht: Das iranische Szenario ist schlimmer. Denn wo Kim Jong-un noch auf sein Überleben kalkuliert, sitzt in Teheran ein Gottesstaat, der mit Lust den eigenen Untergang betreibt – solange er Juden mit ins Grab reißen kann. Die iranische Dämonisierung Israels war nie bloß Propaganda – sie ist blutige Realität, von Habib Elghanian bis zu den Toten und den Geiseln des 7. Oktober.

Vier Parteien, ein Narrativ: Amerika böse, Diplomatie gut. Doch wer blind ist für den Charakter des iranischen Regimes, der betreibt keine Friedenspolitik, sondern Realsatire. Der ruft zur „Deeskalation“ auf, während in Teheran Raketen gebaut werden. Der sieht im Westen ein Mafiakartell, aber in der Islamofaschistischen Diktatur in Teheran einen Gesprächspartner. Und der schweigt, wenn die Islamische Republik mordet – nicht aus Unwissen, sondern aus Überzeugung.

Die Linke will abrüsten, die AfD will Ruhe, die DKP will zurück zur Anti-NATO-Rhetorik ihrer Großväter, und Dagdelen will – na ja, irgendetwas Antiamerikanisches twittern. Was bleibt, ist der Versuch einer Nationalen Einheitsfront gegen Amerika, Israel und den gesunden Menschenverstand.

Bleibt nur die Frage: Wie kann bei klarem Verstand man nur auf die Idee kommen, Iran meine es mit der Drohung Ali Chameneis Israel zu zerstören und „von der Landkarte zu wischen“ nicht ernst?

 

 

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