Mit Davidstern und Kufija – oder: Die Dialektik der Geschmacklosigkeit

TL;DR: „Mit Davidstern und Kufija“ ist keine Versöhnung, sondern Verwischung. Anne Frank wird zur Projektionsfläche für antiimperialistischen Kitsch. Die autoritär Linke junge Welt ersetzt Aufklärung durch Geschmacklosigkeit – im Namen der Haltung.

Provokantes Bild von Anne Frank mit Kufija: Kritik an der Symbolverwirrung der jungen Welt und der Ästhetik antisemitischer Gleichsetzungen.


Die autoritär Linke Tageszeitung junge welt setzt statt auf die Dialektik der Aufklärung auf ihren hässlichen kleinen Bruder, die Dialektik der Geschmacklosigkeit.

Die Ikone des Holocaust, Anne Frank, trägt nun also Kufija. Nein, nicht aus einem alternativen Universum, sondern im kunstvoll-kalkulierten Zerrbild deutscher Betroffenheitsästhetik. Die Symbolkraft des Davidsterns wird hier nicht erweitert, sondern entkernt, vermischt, verflacht – bis nur noch ein Poster für das linke WG-Klo übrigbleibt.

Was hier verkauft wird, ist kein Dialog, sondern Diabolik: die Suggestion, dass jüdisches Leid und palästinensischer Widerstand gleichzusetzen seien. Als wäre die Gaskammer eine Drohne. Als sei Auschwitz eine Siedlungspolitik. Als ließe sich Geschichte wie ein kalter Falafel-Teller zusammenwürfeln, Hauptsache, die Haltung stimmt.

Und wer liefert das ästhetische Rüstzeug? Natürlich die junge Welt – immer bereit, dem Antizionismus einen intellektuellen Anstrich zu geben. Zwischen antiimperialistischem Kitsch und vordergründiger Empathie gedeiht hier der moralische Nebel, in dem Täter und Opfer beliebig getauscht werden dürfen, solange der Klassenkampf als Tarnung herhalten kann.

"Mit Davidstern und Kufija" – das klingt nach Versöhnung, meint aber Verwirrung. Denn wer Anne Frank mit der Kufija ausstattet, holt sie nicht in die Gegenwart, sondern entreißt sie ihrer Vergangenheit. Und mit ihr den Millionen anderen, denen nicht die Wahl blieb zwischen Symbolen, sondern nur die zwischen Leben und Tod.

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