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Zum Statement der Partei DIE LINKE Castrop-Rauxel & Recklinghausen zu Leon Habekost

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TL;DR: DIE LINKE in Castrop-Rauxel & Recklinghausen entdeckt den Antisemitismus eines Mitglieds – spät, aber mit Formular. Ausschlussantrag läuft, Haltung kam zuletzt. Politische Hygiene beginnt nicht im Protokoll, sondern im Moment des Skandals. Es gehört zur rituellen Choreografie deutscher Parteiarbeit, dass Empörung stets ein wenig später eintritt als der Anlass dazu . In Castrop-Rauxel und Recklinghausen, zwei Orten, die in ihrer Bedeutungslosigkeit nur noch von ihrer Parteibasis übertroffen werden, hat DIE LINKE endlich entdeckt, dass ein Mitglied seit Monaten antisemitischen Unrat in die sozialen Netzwerke gekippt hat . Nicht etwa still und heimlich, sondern so öffentlich, dass es dutzender Hinweise bedurfte, bis man sich im Stadtverband erhob wie ein pensionierter Lehrer beim dritten Klingeln des Weckers. Dass das betreffende Mitglied sich zuvor zur Kandidatur für den Stadtrat gemeldet hatte, wurde „zunächst begrüßt“. Man nimmt, was kommt, wenn es sonst keiner macht. ...

„Eine Geschichte, die nicht vergeht“ – In Gedenken an Shlomo Lewin und Frida Poeschke

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TL;DR: Vor 45 Jahren wurden Shlomo Lewin und Frida Poeschke von einem Neonazi ermordet. Die Tat: antisemitisch. Die Aufklärung: beendet. Das Gedenken: verblasst. Und der Staat? Schließt die Akten – nicht die Wunde. Am 19. Dezember 1980 erschoss ein  in einen Palästinensischen Ausbildungslager geschulter Neonazi den Rabbiner Shlomo Lewin und seine Lebensgefährtin Frida Poeschke. Die Tat wurde schnell vergessen, die Täter nie verurteilt. Heute beendet die Bundesregierung offiziell die Aufklärung – in einem Akt institutioneller Müdigkeit. Zwei Menschen werden  in ihrer gemeinsamen Wohnung in Erlangen   erschossen: Shlomo Lewin, 69 Jahre alt, Rabbiner, Verleger, Kritiker rechter Netzwerke; und Frida Poeschke, seine Lebensgefährtin. Der Täter: Uwe Behrendt, Mitglied der neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann, enger Vertrauter ihres Anführers Karl-Heinz Hoffmann. Der Tatort war Deutschland. Das Motiv: antisemitisch. Der Kontext: rechter Terror. Die Reaktion: instituti...

Wenn der "Antiimperialismus der dummen Kerls“ was gutes an „Die Heimat“ findet

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  TL;DR: Wenn ein LINKEN-Kandidat Neonazis für „antiimperialistische Werte“ lobt & Israel „Siedlerkolonialismus“ vorwirft, stellt sich nicht nur die Frage nach seiner Haltung – sondern nach der seiner Partei. Antifaschismus beginnt mit dem Nein zur Querfront. Ein Instagram-Dialog entlarvt: Wie ein Kandidat der LINKEN Baden-Württemberg im Namen der Palästinasolidarität Begriffe verdreht, Neonazis rhetorisch rehabilitiert – und dabei politische Grundsätze verrät. Wer? Marlon Käsemann, Mitglied im Landesvorstand der Partei DIE LINKE in Baden-Württemberg, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft Palästinasolidarität und Direktkandidat im Wk37 Wiesloch-Walldorf. Was? Zwei Instagram-Kommentare unter einem politischen Beitrag. Wann und Wo? Veröffentlicht öffentlich sichtbar auf Instagram. Warum relevant? Weil ein linker Spitzenfunktionär dort in wenigen Sätzen zeigt, wie tief die ideologische Krise eines Teils der deutschen Linken reicht. Es beginnt mit einem Satz von...

Es riecht nach Kampagne, nicht nach Kritik.

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TL;DR: Mitglieder der Partei die Linke reisten nach Israel und das nd bzw. Yossi Bartal & Matthias Monroy machen daraus ein ideologisches Komplott. Viel Verdacht, wenig Beleg. Kampagne statt Kritik. Und nd gibt dafür eine Seite her. Zu  „Lobbyismus aus Israel“ von Yossi Bartal und Matthias Monroy, erschienen im nd , 14.12.2025. Zunächst zur Sache: Zwei Personen, später aktiv in der Bundesarbeitsgemeinschaft „Shalom“, reisen – auf Einladung und Kosten des israelischen Außenministeriums – nach Israel. Sie tun dies vor der Gründung der BAG und gemeinsam mit 158 anderen Delegierten aller Parteien außer der AfD. Kein Skandal, kein Parteiticket, kein Beschluss, keine verdeckte Finanzierung. Und doch wird daraus ein Fall konstruiert, der sich liest wie ein Untersuchungsausschussprotokoll in feuilletonistischem Gewand. Bartal und Monroy beschreiben die Reise als Teil einer „staatlich gelenkten Einfluss-Operation“, zitieren israelische Quellen, die von PR-Maßnahmen sprechen, u...

Marx21: Antiimperialismus als Persilschein für Gotteskrieger

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TL;DR: „Es gibt nichts Sektiererisches als den Hass auf Amerika – außer vielleicht die Liebe zu seinen Feinden.“ Wer, wie Marx21 die Huthis als antiimperialistische Helden feiert, weil sie Israel beschießen, verkennt: Fanatismus bleibt Fanatismus – auch wenn er sich als Solidarität tarnt. „Es gibt nichts Sektirerisches als den Hass auf Amerika – außer vielleicht die Liebe zu seinen Feinden.“ - Hermann L. Gremliza - Es gehört zu den tragisch-komischen Paradoxien linker Medien, dass dort, wo die Kritik an westlicher Macht am lautesten tönt, das Urteil über ihre Feinde am leisesten flüstert – oder gleich ganz verstummt. Der Text „Jemen: Kriegsschauplatz imperialer Interessen und humanitärer Katastrophen“ von Maximilian Krippner auf Marx21 liefert ein Musterbeispiel jener politischen Optik, in der der Blick nach Washington scharf wie ein Scharfschützenvisier ist, während im Rückspiegel von Saʿda das Schattenspiel theokratischer Herrschaftsformen verschwimmt – bis zur Unkenntlichkeit...

Aktivismus oder Emanzipation

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TL;DR: Feminismus, der autoritäre, antisemitische und antifeministische Gruppen duldet, verrät sein emanzipatorisches Versprechen. Wer nur performt statt reflektiert, kämpft nicht für Befreiung, sondern ersetzt Kritik durch Kollektivrituale. Feminismus muss universalistisch sein. Zur Selbstzerstörung der feministischen Bewegung und dem Niedergang des emanzipatorischen Projekts. Ein Gastbeitrag von Jana Werner und Jan Heinemann Am 25.11.2025 fand in Hannover eine Demonstration anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen statt, an der sich auch die FLINTA*-Gruppe der Partei Die Linke beteiligte. Aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus linken Gruppen, der Kreisverband unterstützte die Veranstaltung jedoch offiziell nicht. Die Demo in Hannover steht symptomatisch für Dutzende ihrer Art, was Berichte aus Berlin und anderen Orten zeigen. Unter den Gruppen, welche zur Demo respektive der „revolutionären Zubringerdemo” vom Steintor aufgerufen hatten, b...

Solidarität bis zur Geschichtslosigkeit

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TL;DR: Wenn der Holocaust zur Metapher wird, bleibt vom Antifaschismus nur Pose. Was Martha Chiara Wüthrich, die Linksjugend ['solid]  und die Linke Baden-Württemberg zeigen: Erinnerung ist in der Linken verhandelbar geworden. Wie Teile der Linken den Holocaust relativieren – und sich dabei für besonders antifaschistisch halten. „ Das ist ein Völkermord. Das ist ein Holocaust. Das ist der Holocaust! “ Drei Sätze, gesprochen in die Kamera eines Smartphones. Gesagt von Martha Chiara Wüthrich, Sprecherin der Linksjugend ['solid], in einem TikTok-Video, das schneller gelöscht wurde, als man „historische Verantwortung“ buchstabieren kann. Wer so redet, hat nicht nur das politische Urteilsvermögen verloren – sondern auch jeden Maßstab für Geschichte. Die Relativierung der Shoah – von rechts bekannt, von links bagatellisiert Holocaustrelativierung wird in der Regel dem rechtsextremen Lager zugeordnet – dort ist sie beheimatet. Doch auch in Teilen der Linken hat sie längst...

Galgenhumor aus der Knesset

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TL;DR: Ben-Gvir trägt Schlingen, nicht aus Solidarität, sondern als Symbol einer Politik, die lieber auf Galgen statt Gerechtigkeit setzt. Wenn Gesetze selektiv töten, stirbt nicht nur der Täter – sondern der Anspruch auf Demokratie gleich mit. Wenn die Schlinge zum Symbol der Gesetzgebung wird, ist das kein schlechter Witz, sondern israelische Innenpolitik unter Itamar Ben-Gvir. Itamar Ben-Gvir trägt jetzt Schleifen. Nicht zur Feier des Friedens, nicht zur Mahnung an Solidarität. Seine Anstecknadel, golden glänzend und schlingenförmig, ist nicht Symbol, sondern Drohung. Während regierungskritische Israelis gelbe Bänder für die Geiseln im Gazastreifen tragen, setzt der Minister für nationale Sicherheit auf einen anderen Ton: Henkergold am Revers. Das ist kein Zufall, sondern Kalkül – und ein Satzzeichen in eigener Sache. Man darf vermuten, dass es ein Ausrufezeichen sein soll. Der Anlass: Am 1. November 2025 hat der Sicherheitsausschuss der Knesset einen Gesetzesentwurf zur Einführu...

Verharmlosung als Geschäftsmodell – oder: Der neue Faschismus retweetet

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  TL;DR: Elon Musk verharmlost Faschismus mit Nazi-Vergleich zur EU – eine gefährliche Diskursverschiebung aus den Chefetagen des digitalen Kapitalismus. Der Heutige Faschismus trägt er kein Braunhemd, sondern ein Profilbild. Er füllt keine Hallen, sondern Feeds. Und statt „Sieg Heil“ heißt es dann: „Pretty much.“ – Willkommen im digitalen Bunker der Bourgeoisie.   Es gibt Momente, in denen man nicht weiß, ob man das Fenster aufreißen oder das Internet schließen soll. Wenn der reichste Mann der Welt – seines Zeichens Eigentümer einer Plattform, deren Nutzer früher zwitscherten und heute hetzen – ein Hakenkreuz unter der Europa-Flagge mit „Pretty much“ versieht, dann ist das keine Satire, sondern das postmoderne Pendant zur Goebbels’schen Gleichsetzung von Demokratie und Dekadenz: nur mit mehr Followern und schlechterer Grammatik. Dass die EU kein Hort linker Utopien ist, versteht sich von selbst – sie agiert als ideeller Gesamtkapitalist, der Markt schafft, Kapital schü...

„Palästina statt Partei“ – Die Gründung der BAG Palästina-Solidarität und ihr Schatten

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TL;DR: Bei der Gründung der BAG Palästinasolidarität wird Israel zum Feind, Antisemitismus zur Lüge und Solidarität zur Ideologie. Wer widerspricht, gilt als Verräter. Was bleibt, ist keine Debatte – sondern ein identitätspolitisches Tribunal. Ein Bericht aus dem Sumpf des Sektierertums.   Bei der Gründungskonferenz der BAG Palästina-Solidarität in Berlin inszeniert sich ein Teil der LINKEN als moralische Avantgarde – und entlarvt sich dabei selbst: als Bewegung der Projektion, nicht der Aufklärung. Ein Bericht, basierend auf dem Video „ Gründung BAG Palästinasoli in der LINKEN - Eindrücke von der Gründungskonferenz in Berlin “ von Fabian Lehr. Im Nebel vor dem Karl-Liebknecht-Haus formieren sich linke Gewissheiten neu. Genauer: Sie treten in Wiederholungsschleife. Fabian Lehr, dokumentarischer Lotse durch die Veranstaltung „Gründung BAG Palästina-Solidarität in der LINKEN“ , steht am Eingang eines Gebäudes, das wie kaum ein anderes Symbolort der deutschen Linken ist. Inne...

Mit Davidstern und Kufija – oder: Die Dialektik der Geschmacklosigkeit

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TL;DR:  „Mit Davidstern und Kufija“ ist keine Versöhnung, sondern Verwischung. Anne Frank wird zur Projektionsfläche für antiimperialistischen Kitsch. Die autoritär Linke  junge Welt  ersetzt Aufklärung durch Geschmacklosigkeit – im Namen der Haltung. Die autoritär Linke Tageszeitung junge welt setzt statt auf die Dialektik der Aufklärung auf ihren hässlichen kleinen Bruder, die Dialektik der Geschmacklosigkeit. Die Ikone des Holocaust, Anne Frank, trägt nun also Kufija. Nein, nicht aus einem alternativen Universum, sondern im kunstvoll-kalkulierten Zerrbild deutscher Betroffenheitsästhetik. Die Symbolkraft des Davidsterns wird hier nicht erweitert, sondern entkernt, vermischt, verflacht – bis nur noch ein Poster für das linke WG-Klo übrigbleibt. Was hier verkauft wird, ist kein Dialog, sondern Diabolik: die Suggestion, dass jüdisches Leid und palästinensischer Widerstand gleichzusetzen seien. Als wäre die Gaskammer eine Drohne. Als sei Auschwitz eine Siedlungspolitik. ...