Stalin reloaded: Die Kommunistische Partei Russlands hat beschlossen, Josef Stalin zu rehabilitieren
TL;DR: Russlands Kommunisten rehabilitieren Stalin: Geschichtsfälschung heißt jetzt „historische Gerechtigkeit“. Stalin, Hitler, Putin – der Dreiklang der autoritären Romantik. Früher endete Geschichte. Heute rehabilitiert man ihre Henker.
Die Kommunistische Partei
Russlands hat beschlossen, Josef
Stalin zu rehabilitieren. Man nennt das „historische Gerechtigkeit“. Früher
nannte man es Geschichtsfälschung. Aber Worte ändern sich, wenn die Zeiten es
verlangen.
Nikita Chruschtschow hatte 1956
den Personenkult um Stalin verurteilt und seine Verbrechen offengelegt. Nun
erklärt die KPRF diese Kritik für politisch motiviert und falsch. Stalin sei
der größte Russe aller Zeiten. Das klingt beruhigend vertraut. Führer brauchen
Titel, und wenn „Vater
der Völker“ nicht mehr zieht, dann eben „größter Russe“, bis jemand den
„größten Menschen der Weltgeschichte“ daraus macht. Russland war schon immer
gut in Superlativen.
Die Partei will Wolgograd
wieder in Stalingrad umbenennen, damit die Stadt endlich wieder so heißt
wie der Mann, der Millionen Bewohner der UdSSR hat verschwinden lassen. Museen
zu Ehren Stalins sind ebenfalls geplant. Es heißt, ein Museum könne die Größe
eines Menschen zeigen. In diesem Fall eher die Größe seiner Massengräber.
Währenddessen bereitet man in
der Ukraine den Luftschutzkeller vor. Denn ein Land, das Stalin feiert, wird
nicht bei symbolischen Umbenennungen stehen bleiben. Die Rehabilitierung des
roten Tyrannen fällt nicht zufällig mitten in den Krieg. Wenn Panzer rollen,
rollen auch Geschichtsrevisionen.
Russland ist mit der Rückkehr
des roten Tyrannen nicht allein. Diese Rehabilitierung ist Teil der –
vergifteten – Atmosphäre unserer Zeit.
In einer Zeit, in der die
demokratische Großmacht USA im unberechenbaren Autoritarismus Donald Trumps
versinkt und die europäischen Länder ihre geopolitische Schwäche zur Schau
stellen, erwachen die Geister der Tyrannei wieder zum Leben.
Und während in Russland Stalin
als Retter des Friedens gefeiert wird, gilt in Deutschland bald wieder: Hitler
hat Autobahnen gebaut. Die AfD arbeitet bereits daran, die Nazi-Verbrechen auf
ein Minimum zu relativieren. Nach der Relativierung kommt die Rehabilitierung.
„Wo gehobelt wird, fallen Späne“ – ein Satz, der sich hervorragend eignet, um
Massengräber moralisch abzusichern.
Am Ende bleibt nur die
Erkenntnis: Es spielt keine Rolle, wie viele Millionen Tote hinter einem Namen
stehen, solange der Name groß genug ist, um ganze Generationen zu blenden.
Stalin, Hitler, Putin – der Dreiklang der autoritären Romantik. Früher sprach
man vom Ende der Geschichte. Heute rehabilitiert man ihre Henker.
Ende.