Gaza, Geiseln, Garantien und die Allianz des Neins: Hamas, Özlem Alev Demirel & Islamischer Dschihad

TL;DR: Ein Plan, der Geiseln rettet, den Krieg stoppt und Hilfe bringt, ist besser als kein Plan. Die Ablehnungsfront aus der Linken Demirel, Hamas & Islamischer Dschihad lehnen Trumps Vorschlag ab – doch bieten nichts an außer Propaganda & Empörung. Wer wirklich Frieden will, muss mehr liefern als Nein.




Trumps Plan – nicht gut, aber besser als jeder Krieg, Chaos und die wohlfeile Empörung der der Links Sektiererischen-Islamistischen Ablehnungsfront

Am 29. September 2025 präsentierte Donald J. Trump unter großem PR-Donner einen 20-Punkte-Plan zur „Beendigung des Gaza-Konflikts“. Der Plan trägt seinen Namen, stammt aber – glaubt man diplomatischen Kreisen – hauptsächlich aus der Feder von Jared Kushner und Tony Blair.

Er verspricht:
- sofortigen Waffenstillstand
- Rückzug der israelischen Armee
- Freilassung aller Geiseln (innerhalb von 72 Stunden nach Zustimmung)
- Amnestie für Hamas-Kämpfer, sofern sie abrüsten
- Wiederaufbau mit internationaler Hilfe
- eine technokratische Übergangsregierung unter internationaler Aufsicht
- und: niemand wird gezwungen, Gaza zu verlassen.

Kurz: Der Plan bietet das, was alle angeblich wollen – Frieden, Hilfe, Perspektive. Warum also lehnen ihn Hamas, 
Islamischer Dschihad und die Linke Europaabgeordnete Özlem Alev Demirel dann so entschieden ab?

Die Ablehnungsfront von Hamas, Islamischeb Dschihad und Özlem Alev Demirel: die im Namen des „Nein“

Hamas nennt den Plan „völlig parteiisch“. Der Islamische Dschihad spricht von einem „Rezept, um die Region in die Luft zu sprengen“. Demirel, Europaabgeordnete der Linken, erklärt in ihrem Beitrag:
Dieses Angebot von Trump und Netanjahu ist kein nachhaltiger Friedensplan, sondern die Vollendung der Vereinnahmung Gazas.“

Die Begründungen ähneln sich auffällig. Alle drei werfen dem Plan vor:
- Einseitigkeit zugunsten Israels
- Fremdbestimmung über Gaza
- Entmachtung und Entwaffnung der Hamas
- Ökonomische Interessen westlicher Monopole
- Verschiebung der Staatlichkeit auf den Sankt-Nimmerleins-Tag

Es ist ein Schulterschluss, wie er seltener vorkommt: Islamisten und Links-Sektiererische Europaabgeordnete einig im Urteil.  einig im Urteil. Das könnte ein Warnsignal sein – oder ein Denkfehler.

Was Demirel behauptet – und was im Plan tatsächlich steht

Aber ebenso klar ist, was nicht im Plan steht – obwohl Demirel wortreich in ihrem Statement  „Das ist kein Friedensplan“ darüber fabuliert:

- Keine Zwangsausreise von 500.000 Menschen, wie von ihr suggeriert – im Gegenteil: „Niemand wird gezwungen, Gaza zu verlassen“, heißt es explizit im Text.
- Keine Vervierfachung der Investorenprofite, wie von ihr explizit behauptet – diese Zahl stammt aus einem separaten Papier, dem sogenannten Great Trust-Dokument, das nicht Teil des offiziellen Plans ist.
- Kein Genozid, kein Plan zur Vernichtung – Demirel benutzt den Begriff inflationär, ohne Beleg im Text. Was sie als Beweis führt, ist bloß politische Empörung, bar jeder völkerrechtlichen Substanz.
- Und dann das zentrale Narrativ ihrer Kritik: die „vollständige Vereinnahmung Gazas“. Doch Punkt 16 des Plans – für jede*n lesbar, von Netanjahu persönlich garantiert – lautet klipp und klar: „Israel wird Gaza weder besetzen noch annektieren.“

Man muss es nicht mögen. Aber man muss es lesen – bevor man dagegen schreibt. Und wer lieber fabuliert, als zitiert, betreibt keine Aufklärung, sondern Desinformation.

In Özlem Alev Demirels Statment „Das ist kein Friedensplan“ wird viel gesagt – und noch mehr suggeriert. Manches stimmt, anderes ist Projektion.

„Statt Selbstbestimmung für die Palästinenser:innen wird ein Konzept der Zwangsverwaltung und der dauerhaften Entmachtung vorgelegt.“

Richtig ist: Der Plan sieht eine Übergangsregierung vor, zusammengesetzt aus palästinensischen Technokraten und internationalen Experten. Sie untersteht einem internationalen Gremium unter Leitung Donald Trumps, mit Tony Blair als möglichem Mitglied. Kein glanzvoller demokratischer Entwurf – aber einer, der funktionstüchtig sein könnte. Die Alternative? Weiter Hamas-Herrschaft? Oder – realistischer – Machtvakuum, Chaos, Anarchie?

„Der UN wird in diesem Prozess lediglich die Rolle der freien Verteilung humanitärer Hilfe zugeschrieben.“

Auch das stimmt – und wirft Fragen auf. Doch Demirel verschweigt, dass es die Vereinten Nationen selbst waren, die über Jahrzehnte hinweg im Gazastreifen keine stabile Institution aufbauen konnten. Wer UN-Verwaltung fordert, muss auch ihre permanente Wirkungslosigkeit erklären.

Die Behauptung „Das ist kein Friedensplan, sondern die Vollendung der von Trump und Netanjahu verfolgten Ziele.“ ist eine politische Bewertung, keine Analyse. Der Plan enthält keine Regelung zur Annektierung, keine Deportationspläne, keine permanenten israelischen Sicherheitszonen – zumindest nicht übergangslos. Man kann all das skeptisch betrachten, ja. Aber man sollte die Fakten nicht verbiegen, nur weil einem der Absender nicht passt.

Und die Hamas bzw. der Islamische Dschihad?

Auch Hamas und Islamischer Dschihad lehnen den Plan ab – aus anderen, aber ähnlichen Gründen.

Der Hamas-nahe Funktionär Al-Thawabta nannte das Papier einen Versuch, „eine neue Vormundschaft zu errichten, die die israelische Besatzung legitimiert und unserem palästinensischen Volk seine nationalen, politischen und Menschenrechte entzieht.“

Der Islamische Dschihad warnte vor einem „Rezept, um die Region in die Luft zu sprengen“.

Der Plan sei ein Trick der USA, um nachträglich mit Worten durchzusetzen, was Israel militärisch nicht erreicht habe. Anders gesagt: Die terroristischen Kräfte fürchten, dass ihre Waffenmacht ersetzt wird durch politisch legitimierte Ordnungsstrukturen. Aus ihrer Sicht ist das keine Friedenslösung, sondern Kapitulation.

Doch warum sollten wir dieselben Worte verwenden wie eine Gruppe, die ihre politische Existenz auf Raketen und Tunnelgründung stützt?


Der Trump-Plan ist unvollständig. Er verschiebt die Staatlichkeit in die Zukunft. Er überantwortet zu viel Macht an die USA. Er ignoriert, dass Israel keine kohärente Friedensposition mehr hat. Und er hängt an einem Mann, der jederzeit das Interesse verlieren könnte – oder den Sender wechselt.

Doch: Er beendet den Krieg. Er befreit die Geiseln. Er beginnt den Wiederaufbau.

Und das sind konkrete Fortschritte – messbar, nicht symbolisch. Mehr als alle Gaza Demonstrationen der letzten 20 Monate zusammengebracht haben.

Die Empörung über den Plan – ein Ablenkungsmanöver?

Man kann diesen Plan ablehnen. Man kann bessere fordern. Man darf Zweifel haben. Man soll Kritik üben. Aber man muss sich fragen: Was ist die Alternative? Und vor allem: Was ist das Ziel?

Wenn eine linke Europaabgeordnete denselben Plan ablehnt wie die Hamas – aus fast identischen Gründen – und dabei vergisst, dass es auch noch Geiseln gibt, dass Kinder in Gaza hungern und dass ein Waffenstillstand Leben retten könnte: Was genau ist dann ihre politische Agenda?

Demirel sagt:
„Der Weg zu einem eigenen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 ist im Trump-Plan nicht vorgesehen und wird erneut auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschoben.“

Richtig. Aber sie sagt nicht, was stattdessen passieren soll. Warten auf die gerechte Weltrevolution? Auf eine postkoloniale multipolare Ordnung? Das klingt gut auf Parteitagen, hilft aber keinem Menschen im Gazastreifen, der gerade zwischen Trümmern, Drohnen und Dysenterie lebt.

Der Trump-Plan ist ungenügend, unklar, unfertig – aber er ist überhaupt etwas. Er ist ein Gerüst. Und wo nichts steht, ist auch ein Gerüst besser als Garagenruinen mit Leichen darin.

Die ideologische Ablehnung durch Demirel, Hamas und Islamischer Dschihad mag aus unterschiedlichen Quellen gespeist sein. Doch sie zeigt ein gemeinsames Muster: Lieber bleibt man beim Narrativ des Widerstands, als einen fehlerhaften Frieden zuzulassen.

Denn dieser Plan macht etwas, was vielen offenbar unerträglich ist: Er nimmt Gewaltakteuren ihre Legitimität. Und er überträgt Verantwortung an eine internationale Gemeinschaft, der man zwar misstraut – aber die zumindest nicht mit Sprengstoffgürteln regiert.

Dieser Plan ist keine Lösung. Aber eine Gelegenheit. Und wenn man sie verstreichen lässt, wird die nächste „Gelegenheit“ ein neues Massaker sein.

Wer den Plan nicht mag – soll einen besseren schreiben. Wer ihn ablehnt – soll sagen, was dann kommen soll. Wer schweigt – stimmt der Fortsetzung des Kriegs zu. Denn das ist die Alternative.

Und am Ende bleibt diese bittere Wahrheit:

Ein schlechter Plan, der Geiseln rettet, ist besser als ein gerechter Plan, den keiner umsetzt. 

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