Wenn EMMA Putins Argumente druckt: BSW-Schulenburg über die Zukunft der Ukraine

 TL;DR: Wenn EMMA Putins Argumente druckt: BSW-Schulenburg erklärt den Verlust ukrainischer Gebiete zum Gewinn und nennt Kritik an Russlands Angriffskrieg „Kriegspropaganda“. Zukunft meint er nur als Kapitulation – ehrlicher hieße sein Text: Noch hat Russland eine Gegenwart.


 

Michael von der Schulenburg nennt seinen Text Noch hat die Ukraine eine Zukunft. Er meint: Zukunft hat, wer sich der Gewalt fügt.

„Die heute von Russland beanspruchten Ostgebiete wurden erst 1922 der Ukraine zugeordnet, die Krim erst 1954.“ So spricht kein Kritiker, so argumentiert Putin. Frühe Zugehörigkeit wird Besitzrecht, späte Zugehörigkeit Dispositionsmasse. In dieser Logik hätte die DDR keine Zukunft in Deutschland gehabt, weil sie erst 1990 beitrat. Dass Grenzen nicht ewig sind, stimmt. Dass Gewalt sie ändern darf, ist Putins Ideologie – und Schulenburgs „Realismus“.

Noch grotesker: Russlands Angriffskrieg als Geschenk für die Ukraine. „Ihr Verlust würde die Ukraine nicht zerstören. Im Gegenteil: Die Ukraine könnte dadurch zu einem kohärenteren Staat zusammenwachsen.“ Aus Zerstörung wird Heilung, aus Vertreibung Einheit. Wer so redet, verwechselt Aggression mit Staatsarchitektur.

Und wer das nicht hinnimmt, sondern benennt, dass Russland einen „unprovozierten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg“ führt, betreibt nach Schulenburg „Kriegspropaganda“. Der Angriffskrieg ist für ihn Realität, die Verteidigung Propaganda. Wer Täter zum Realisten macht, erklärt Opfer zur Fiktion.

Auffällig ist weniger, was Schulenburg schreibt, als was er verschweigt. Keine Kritik an Putin. Keine Verantwortung für Tod, Vertreibung, Zerstörung. Stattdessen: „Für Präsident Putin wären diese Vorentscheidungen ein großer Gewinn.“ Man könnte sagen: Schulenburg plädiert für das Beenden der Ukraine, um den Krieg zu beenden.

Das ist nicht Realismus. Das ist Kapitulation als Konzept. Was nüchtern klingt, ist nur die alte Lehre der Starken: Wer sich nicht retten lässt, soll sich retten, indem er verzichtet.

Der Titel verspricht Zukunft. Der Text liefert ihre Verneinung. Noch hat die Ukraine eine Zukunft – aber nur die, die Russland ihr lässt. Ehrlicher hieße es: Noch hat Russland eine Gegenwart.

 

 Emma: "Noch hat die Ukraine eine Zukunft"


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