Fanpost von @NNoodleCode (Noah) – oder: Ein Paradebeispiel dafür, wie linker Antizionismus als Surrogat für Antisemitismus funktioniert

 TL;DR: „Ein Zionist will uns was von Universalismus erzählen?“ – schreibt @NNoodleCode. Kein Argument, nur Etikett. So ersetzt Antizionismus den Antisemitismus: durch Projektion, Diffamierung und das uralte Spiel mit dem Feindbild, das alles erklärt – außer sich selbst.

„Ein Zionist will uns was von Universalismus erzählen?“ – schreibt @NNoodleCode. Kein Argument, nur Etikett. So ersetzt Antizionismus den Antisemitismus: durch Projektion, Diffamierung und das uralte Spiel mit dem Feindbild, das alles erklärt – außer sich selbst.

„Haha, ein Zionist will uns etwas von Universalismus erzählen?“ – selten so gelacht, möchte man rufen, wäre es nicht so bedrückend banal. Ein Satz, der sich in seiner Kürze wie ein schmutziger Lappen über jedes Argument legt, das einem zu kompliziert erscheint. Ein Tweet wie ein Faustschlag ins Gesicht der Aufklärung – pseudowitzig, herablassend, und dabei doch so durchschaubar wie ein billig produziertes Palästinensertuch made in China.

Man stelle sich vor: Ein Nutzer kritisiert die „Linke BaWü“ für ihre selektive Empörung – den Rückzug vom Universalismus, den Austausch von Gerechtigkeit gegen Parolen. Eine Verteidigung der Aufklärung, der universellen Solidarität, also das, was Linke einst mit dem Wort „links“ verbanden. Und was kommt? Kein Widerspruch, kein Argument, sondern: die Etikettiermaschine springt an. Zionist. Das reicht. Gespräch beendet. Disqualifiziert.

Man fragt sich: Was weiß @NNoodleCode von Zionismus? Vermutlich das, was sich aus ein paar dunklen Telegram-Kanälen, einem „Nakba 101“-PDF und der unendlichen Weisheit eines offenen Uni-Seminars über „Kolonialismus in der globalen Moderne“ zusammenklabüstern lässt. Mehr braucht es nicht, wenn man weiß, wie das Spiel läuft: Wer für universelle Maßstäbe eintritt, muss verdächtig sein. Und wer den Begriff „Gaza“ in einem Kontext verwendet, der nicht mit der gebotenen Empörung über Israel einhergeht, ist sowieso verdächtig.

Der „Zionist“ in diesem Fall – ein leerer Platzhalter. Kein politisches Subjekt mit konkreter Haltung, sondern Projektionsfläche für den linksliberalen Sektenhass auf Aufklärung, Widerspruch, Differenz. Was früher „Jude“ hieß, darf heute – salonfähig gereinigt – „Zionist“ heißen. Nicht mehr die Rothschilds, sondern die Lobby. Nicht mehr die Weltverschwörung, sondern die zionistische Ideologie. Die Chiffren wandeln sich, das Ressentiment bleibt.

Adorno schrieb:

„Der Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“
Man müsste ergänzen:
„Der Antizionismus ist heute das Gerücht über die Zionisten – und darüber, wer einer ist.“

Denn das ist das eigentlich Faszinierende an dieser neuen Linken, deren Klassenbewusstsein so erodiert ist wie ihr Geschichtsbewusstsein: Sie wissen immer ganz genau, wer Zionist ist – ganz ohne Nachfragen. Es genügt, sich für universelle Maßstäbe starkzumachen, und schon ist man verdächtig, kolonialistisch, imperialistisch, kurz: unser Feind.

 Nein, lieber Noah, es ist kein Witz, wenn ein „Zionist“ (was immer das für dich bedeutet) über Universalismus spricht. Es ist vielmehr eine Notwendigkeit, solange sich Linke wie du dem Gerücht verschreiben statt dem Gedanken.

Fanpost wie deine erinnert daran, warum Aufklärung heute so nötig ist wie eh und je. Und warum sie so oft nicht von denen kommt, die sich „links“ nennen – sondern von denen, die man heute mit einem einzigen Wort aus dem Diskurs katapultieren will: Zionist.

 

 

 

 


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