Weil Elmar Theveßen und Dunja Hayali Charlie Kirk „rassistisch, sexistisch und menschenfeindlich“ nennen, sollen sie rausfliegen

TL;DR: Weil Hayali und Theveßen die Wahrheit über Charlie Kirk sagten – das er rassistisch, sexistisch, menschenfeindlich war – sollen sie gehen. Rechte Medien inszenieren den Kulturkampf à la USA: Fakten werden Skandal, Journalismus wird Angriffsziel.

 



Wenn es nach rechten rassistischen, sexistischen und menschenfeindlichen Medien und Aktivisten geht, sollen Elmar Theveßen und Dunja Hayali ihren Job verlieren – weil sie die Wahrheit über Charlie Kirk gesagt haben. Wie rechte Medien eine Kampagne gegen ZDF-Journalis*tinnen orchestrieren – und dabei amerikanische Verhältnisse für Deutschland fordern.

Es beginnt wie ein Lehrbuchbeispiel für autoritäre Pressepolitik – nur dass es nicht in Ungarn spielt, sondern in Deutschland. Zwei Journalist*innen des ZDF, Dunja Hayali und Elmar Theveßen, sprechen im öffentlich-rechtlichen Fernsehen unbequeme Wahrheiten über den kürzlich ermordeten US-Aktivisten Charlie Kirk aus – und werden prompt zur Zielscheibe einer orchestrierten Kampagne von rechts. Der Vorwurf: „Diffamierung“. Die Forderung: „Rauswurf“.

Und die Methode? Amerikanisch.

Die mediale Mobilmachung

Den Auftakt der Empörung besorgte Junge Freiheit mit der Schlagzeile: „Wie Elmar Theveßen den ermordeten Charlie Kirk diffamiert“. Wenige Stunden später konterte der Cicero mit einem sogenannten Faktencheck, in dem Theveßen unterstellt wird, Kirks Aussagen „böswillig in ihr völliges Gegenteil“ verdreht zu haben.

Anlass: Theveßens Hinweis, Kirk habe in öffentlichen Auftritten Bezug auf biblische Strafandrohungen wie die Steinigung Homosexueller genommen – theologisch nicht unbekannt, politisch nicht harmlos. Kirk hatte sich in Diskussionen mehrfach auf Levitikus bezogen, die Widersprüchlichkeit biblischer Gebote konstatiert und dabei keine Distanz zu deren wörtlicher Auslegung erkennen lassen. Eine Einladung zum Denken, nicht zur Gewalt – aber sicher auch kein Manifest für Diversität.

Hayali wiederum sprach im heute journal aus, was dokumentiert ist: „Kirk äußerte sich oftmals rassistisch, sexistisch und menschenfeindlich.“ Die Reaktion der Rechten: Beleidigung statt Beweisführung, Angriff statt Argument.

Ich denke es ist angemessen, Dunja Hayali als niederträchtiges, pietätloses, boshaftes Weibsstück zu bezeichnen.“, giftet Birgit Kell auf Twitter. Andere fordern fristlose Kündigung, ziehen Parallelen zu US-Medien oder versteigen sich zur Behauptung, Hayali betreibe „sozialistische Desinformation“. Der NIUS - Mitarbeiter Jan A. Karon Twitter „Der ZDF-Korrespondent in den USA, der eigentlich im Thema sein sollte, verbreitet hier auch einfach ganz offenkundig Lügen und Fake News über den erschossenen Kirk. Es ist wirklich unerträglich und inakzeptabel.“

 

Sein Kollege, NIUS-Journalist Ben Brechtken zitiert gar Bernie Sanders – einen politischen Gegner Kirks – als moralische Waffe gegen Hayali: „Vier Minuten Anstand, den Sie nie besitzen werden.“ Ein Satz, der weniger über Hayali sagt als über das, was in Teilen des deutschen Journalismus heute als Argument gilt.

 

Ideologischer Export: Made in MAGA

Was hier geschieht, ist kein Shitstorm. Es ist die transatlantische Einfuhr amerikanischer Kulturkampftaktiken in den deutschen Debattenraum. In den USA führte der Mord an Kirk zu einer Welle politischer Entlassungen: Dozierende, Kommunikationsmitarbeiter, selbst Barbecue-Unternehmer verloren ihren Job, weil sie sich kritisch – oder zu wenig betroffen – über Kirk äußerten.

Diese Atmosphäre des Drohens und Denkens im Belagerungszustand wollen rechte Meinungsmacher nun auch in Deutschland etablieren. Apollo News, Nius, Die Weltwoche, Tichys Einblick, Der Deutschland-Kurier – sie alle vereint eine Idee: Wer das Sagbare verschiebt, verschiebt auch das Sagbare anderer. Und wer Hayali und Theveßen diskreditiert, demonstriert, wie Macht im Diskurs gemacht wird.

Was Theveßen und Hayali aussprechen, ist belegbar – nicht beliebig. Kirk hetzte gegen Einwanderer, verhöhnte trans Menschen, erklärte die USA zur „christlichen Nation“ und pries den „great replacement“ als Realität. TPUSA, seine Organisation, war laut Southern Poverty Law Center eng mit rechtsextremen Gruppen verflochten und politisch aktiv an Trumps Wiederwahl 2024 beteiligt.

Dass das nun zur Ungeheuerlichkeit wird, ist kein Zufall – sondern Kalkül.

Der Kulturkampf kommt nicht – er ist schon da

Die Forderung der Rechten ist klar: Das ZDF solle sich seiner kritischen Köpfe entledigen, seiner pluralistischen Auftraggeber, seiner unbequemen Stimmen. Damit es bleibt, was es aus Sicht der Kulturkämpfer nicht mehr ist: neutral im Sinne ihrer Weltanschauung, harmlos in der Darstellung von Hass, höflich in der Abwicklung von Menschenfeindlichkeit.

Aber Neutralität gegenüber Rassismus ist keine journalistische Tugend. Und wer Hayali den Mund verbieten will, will mehr als ihre Stimme – er will ihre Funktion.

Die Debatte um Hayali und Theveßen ist keine Einzelfall. Sie ist Teil eines systematischen Angriffs auf journalistische Unabhängigkeit, ein Versuch, mit moralischem Druck politische Räume zu besetzen. Sie ist der Import einer autoritären Kulturtechnik aus den USA – wo Journalisten längst nicht mehr für ihre Haltung angegriffen werden, sondern für ihre Arbeit.

Das Motiv ist durchschaubar: Wer Erinnerung an Fakten bekämpft, will Zukunft gestalten – auf dem Boden von Fiktionen. Dass Hayali und Theveßen zur Zielscheibe werden, liegt nicht daran, was sie sagten. Sondern dass sie es öffentlich, klar und widerspruchsfähig sagten.

Und weil Rechte keine Gegenargumente haben, rufen sie nach Konsequenzen. Am besten sofort. Und fristlos.

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