Eine andere Welt war möglich.
TL;DR: Am 11.9.1973 wurde in Chile nicht nur Allende gestürzt, sondern die Idee, dass Sozialismus demokratisch und erfolgreich sein kann – im Blut erstickt. Was folgte, war das erste neoliberale Experiment: blutig geboren, global exportiert. Allende zeigte "Eine andere Welt war möglich."
Am 11. September 1973 wurde in Chile nicht bloß eine Regierung gestürzt – es wurde ein Experiment beendet, bevor es seine Folgen entfalten konnte. Ein Staat, der wagte, den Sozialismus nicht im Namen, sondern im Alltag zu verankern, fiel nicht etwa an die „alten Eliten“ zurück, sondern wurde auf dem Altar der Marktwirtschaft geopfert – mit Blut, mit Feuer und mit dem Segen der freien Welt.
Drei Jahre zuvor hatte sich eine demokratisch gewählte Regierung an die kühne Aufgabe gemacht, Kapitalismus durch Sozialstaatlichkeit zu unterwandern. Kein Gulag, kein Stacheldraht, kein Arbeiter-und-Bauern-Einheitsbrei, sondern Kooperativen auf enteignetem Großgrund, kostenlose Milch statt Investmenttipps, Bankenverstaatlichung per Aktienkauf, Gesundheitsversorgung ohne Kasse – der Schrecken einer jeden westlichen Sonntagsbeilage. Und, schlimmer noch – für alle, die den Markt anbeten: Es funktionierte. Arbeitslosigkeit halbiert, zweistelliges Wachstum, sinkende Kindersterblichkeit – der Albtraum all jener, die den Markt für unfehlbar und Solidarität für gefährlich halten.
Doch der chilenische „Demokratische Weg zum Sozialismus“ war für de US Regirung in Washington ein Weg zu viel. Also putschte das Militär – nicht allein gegen Allende, sondern gegen die Möglichkeit, dass es auch anders geht. Was folgte, war nicht der Rückfall in feudale Verhältnisse, sondern deren Modernisierung im neoliberalen Maßanzug: keine Oligarchen mit Zylindern, sondern Chicago-Boys mit Rechenschiebern.
Die Junta gab die Macht nicht zurück – sie übertrug sie. An jene Jünger Milton Friedmans, die darin nicht das Ende der Demokratie sahen, sondern ihre Optimierung: durch Deregulierung, Privatisierung, Subventionsabbau, Bildungsmarktfähigkeit und die konsequente Verwandlung von Bürgern in Kostenfaktoren. Kein Sozialismus mehr, nicht einmal ein Staat – nur noch ein Management. Chile, die erste Laborratte eines ökonomischen Totalitarismus, der heute als „Sachzwang“ verpackt ist.
Am Ende stand kein Rollback, sondern ein Rollout: Der 11. September 1973 war nicht das Ende, sondern der Anfang – der Prototyp eines Modells, das seither global skaliert wird. Der blutige Ursprung dessen, was heute „marktkonforme Demokratie“ heißt.
Es war nicht bloß ein Putsch. Es war der Beweis: Eine andere Welt ist möglich – und gerade deshalb muss sie verhindert werden.