Violetta Bock 95 Wörter für das System Change Camp, keins für dessen Antisemitismus

 TL;DR: Violetta Bock, MdB der Linken, schreibt 95 Wörter über das System Change Camp, Workshops und „solidarische Perspektiven“. Kein Wort über Antisemitismus, Angriffe, Hass. Schweigen, wo Haltung nötig wäre – ein Schweigen, das lauter tönt als jedes Wort im Text.


Die Linken-Bundestagsabgeordnete Violetta Bock war auf dem System Change Camp in Frankfurt. Dort, schreibt sie, hätten „über 1000 Menschen […] ihr Wissen“ geteilt, von der Geschichte „unserer Kämpfe“ gelernt und Pläne für die Zukunft gemacht. Sie selbst habe einen Workshop gegeben, und es sei „schön zu sehen, dass immer mehr Menschen […] solidarische Perspektiven […] entwickeln und Gegenmacht aufbauen“.

So weit, so harmlos. Oder besser: so verlogen. Denn kein einziges Wort verliert Bock über das, was das Camp tatsächlich überschattete: dass jüdische Aktivisten mit Farbe attackiert, als „Kindermörder“ beschimpft und Plakate von Hamas-Geiseln unter Johlen vom Zaun gerissen wurden.

Während Bock über die Schönheit solidarischer Perspektiven schwärmt, lernt man anderes: dass nach dem antisemitischen Angriff kein Innehalten stattfand, sondern der Betrieb einfach weiterlief, als sei nichts geschehen – oder schlimmer: als sei alles richtig. Denn die Angreifer im Lager bejubelten ihr Tun und beschimpften die Opfer erneut als Mörder. Business as usual, moralisch zertifiziert.

Wer Kritik wagt, gilt als Störenfried. Und wenn einer der Angegriffenen später sagt, er denke nun ernsthaft über Auswanderung nach, wird es in dieser Szene wohl bloß als „Propaganda von Kindermördern“ abgetan.

Was bleibt, sind 95 Wörter über Workshops und Zukunftspläne – und das ohrenbetäubende Schweigen zum Antisemitismus. Und eines ist sicher: Selbst nach dem Ende dieses Krieges – hoffentlich bald, wenn alle Geiseln frei sind und die Menschen in Gaza in Frieden leben können, diesmal ohne Hamas und wie vor 2023 wieder ohne Besatzung – wird der antisemitische Tsunami in Europa bleiben. Und mit ihm das Schweigen von Linken wie Violetta Bock. Schweigen, wo Haltung nötig wäre – ein Schweigen, das lauter tönt als jedes Wort im Text

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