No Hamas, No Kompromiss

 TL;DR: Keine Allianz mit Reaktionären – ob im Anzug oder mit grünem Stirnband. Wer „Free Palestine“ ruft, muss auch „Free Gaza from Hamas“ sagen. Alles andere schadet nicht nur Palästina, sondern auch dem linken Kampf für Emanzipation und Demokratie.




Man kann es wie Erik Peter sagen: „Solidarität darf niemals bedingungslos sein.“ Das klingt klug, weil niemand widersprechen will. Wie „Zahnpflege ist wichtig“. Aber was, wenn die Bedingung lautet, sich nicht mit jenen zu verbünden, die Demokratie, Frauenrechte und Aufklärung nicht als Stolpersteine, sondern als zu beseitigende Hindernisse betrachten? Dann reden wir nicht mehr über Zahnpflege, sondern über Zähne zusammenbeißen.


Peter schreibt von einem „Bündnis mit Islamisten“ und meint damit die Neuköllner Linke, die das „Vereinigte Palästinensische Nationalkomitee“ einlädt – eine Organisation, die laut Verfassungsschutz den Schulterschluss von PFLP und Hamas organisiert. Er sieht darin einen Fehler der Bündnispolitik. Fehler? Eher Dogma: Ein Reflex jenes
moralisch aufgeladenen  Linkssektierertums  der Partei Die Linke in Neukölln, die lieber in einer reinen  Kampfgemeinschaft Gemeinschaft unter falschen Freunden steht als in einer widersprüchlichen gegen die richtigen Gegnern.


Die Parole „There is no free Palestine with Hamas“ hält Peter für konsensfähig. Konsensfähig? Sie ist linke Pflichtlektüre. Wer sie abreißt, wie linke Palästina-Freund*innen es auf dem Fusion Festival im Juni 2025 taten, erklärt nicht nur sich selbst, sondern auch den eigenen Universalismus für Makulatur. Linke Politik, die „Free Palestine“ ruft, aber nicht „Free Gaza from Hamas“, ist wie eine Gewerkschaft, die Streiks organisiert, aber den Chef in der Streikversammlung reden lässt – und zwar gegen den Streik.


Das Problem ist nicht nur, dass die falschen Bündnisse geschlossen werden. Es ist, dass diese Bündnisse aus einer Identitätspolitik geboren werden, die im Kiez jeden Schulterschluss heiligt, solange er als „Solidarität“ etikettiert wird – selbst wenn der Partner am anderen Ende die Aufklärung zum Feind erklärt.


Peter will Differenzierung. Gut so. Aber sie darf nicht enden, wo es ungemütlich wird. Wer glaubt, die Verteidigung der Palästinenser*innen beginnt damit, dass man die Hamas übersieht, landet dort, wo keine linke Politik mehr möglich ist: in der Pose des
moralisch aufgeladenen Dogmatismus, der nichts mehr sieht.


Die Maxime ist einfach, aber nicht bequem: Keine Allianz mit Reaktionären – egal ob sie in Anzügen oder mit Grünen Stirnbändern und Kalaschnikows auftreten. Alles andere schadet nicht nur den Menschen in Palästina, sondern dem, wofür Linke überhaupt einmal angetreten sind: Emanzipation und Demokratie.

Debatte um Die Linke Neukölln „Free Palestine und No Hamas


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