Trump: Kriminalisierung und Zwangsunterbringung von wohnungslosen Menschen
TL;DR: Trump kriminalisiert Armut: Ein neues Dekret erlaubt Zwangseinweisungen psychisch kranker Wohnungsloser Menschen. Hilfe wird gestrichen, Repression ausgebaut – sichtbar Arme sollen aus den Städten verschwinden. Armut wird so zum Verbrechen.
Die US-Regierung erklärt den ärmsten Bürger*innen des Landes den Krieg – mit
Repression statt Hilfe.
Donald Trump
hat am 24.
Juli ein Dekret unterzeichnet, das Wohnungslose aus dem öffentlichen Raum
verbannen soll – mit Zwang, Überwachung und Institutionalisierung. Wer obdachlos
ist und zugleich als psychisch krank gilt, soll künftig leichter und länger
weggesperrt werden können. Das Ziel: die sichtbare Armut aus den Städten zu
vertreiben – wie im Präsidentschafts-Wahlkampf angekündigt.
„Öffentliche
Ordnung wiederherstellen“ – so nennt das Weiße Haus sein Vorhaben. Hinter dem hochtrabenden Begriff
verbirgt sich eine radikale Politik, die Menschen nicht schützt, sondern
stigmatisiert: Wohnungslose Menschen werden pauschal mit Kriminalität,
Drogenabhängigkeit und psychischen Störungen gleichgesetzt. Sie gelten nicht
als Schutzbedürftige, sondern als Sicherheitsrisiko. Der ehemalige
Immobilienmogul Trump will „Städte
und Bürger nicht der Unruhe und Angst überlassen“ – und setzt dafür auf
Zwangseinweisungen statt Wohnraumförderung.
Das Dekret,
unterzeichnet am 24. Juli, verpflichtet Bundesbehörden dazu, verstärkt Menschen unterzubringen, die
als „psychisch auffällig“ gelten. Die Vorgaben verlangen außerdem, auf
Programme zur Schadensminderung – wie Suchttherapien oder betreutes Wohnen – zu
verzichten. Stattdessen sollen neue Spezialgerichte für Drogen- und
Psychiatriefälle finanziert werden. Auch bestehende Gesetze, die eine
Zwangseinweisung erschweren, sollen aufgeweicht werden.
„Noch
mehr Menschen einzusperren ist keine Lösung“, warnt Jennifer Mathis vom
Bazelon Center for Mental Health Law. In Zeiten drastischer Kürzungen bei
Medicaid und dem sozialen Wohnungsbau könnten Bundesstaaten die Inhaftierung
psychisch kranker Menschen weder finanziell noch ethisch rechtfertigen.
Kritiker
schlagen Alarm: Die
Maßnahme reihe sich ein in eine Welle repressiver Politiken gegen Wohnungslose.
Schon im Juni 2024 hatte der Oberste Gerichtshof Städten das Recht eingeräumt,
das Übernachten im Freien zu verbieten. Nun folgt die institutionelle Eskalation
– gestützt auf ein Bild der „psychisch
kranken Landstreicher“, das tief aus der Mottenkiste alter Vorurteile
stammt.
„Die
sichersten Gemeinden sind jene mit den meisten Wohnungen und Ressourcen, nicht
jene, die Armut oder Krankheit kriminalisieren“, sagt Jesse Rabinowitz vom
National Homelessness Law Center.
Auch in Staaten und Städten unter
demokratischer Führung ist die Zwangseinweisung mittel der Politik. Kalifornien, New York oder Oregon
verschärfen ihre Gesetze: Psychisch Kranke sollen in Kliniken, wenn sie ihre Grundbedürfnisse
nicht selbst decken können. Was wie Fürsorge klingt, führt in der Praxis häufig
zu willkürlichen Inhaftierungen, warnen Bürgerrechtsorganisationen.
Besonders
brisant: Die
Exekutivanordnung geht einher mit massiven Kürzungen im Gesundheitswesen. Die
zuständige Bundesbehörde SAMHSA hat bereits rund 900 Stellen verloren.
Fördermittel in Milliardenhöhe wurden gestrichen – mitten in einer sozialen
Krise. Expertinnen wie Regina LaBelle, ehemals Drogenbeauftragte unter Biden,
halten die neue Linie für widersprüchlich und wirkungslos: „Wer
Behandlungen kürzt und gleichzeitig mehr Zwang anordnet, vergrößert das Problem
nur.“
Hinter der
repressiven Wende steckt politisches Kalkül. Donald Trump griff im Wahlkampf gezielt auf
Angstbilder zurück: „Drogensüchtige“,
„psychisch Gestörte“, „Gefährder“ – in seiner Rhetorik verschwimmen soziale
Notlagen zu Sicherheitsfragen. Die Maßnahme ist Teil einer populistischen
Strategie, die moralische Panik schürt und einfache Lösungen für komplexe
Probleme verspricht.
Doch was
bleibt, ist Repression statt Hilfe. Betroffene verlieren ihre Selbstbestimmung, ohne dass
ihre Lebenssituation verbessert würde. Die systemische Wohnungsnot, die
medizinische Unterversorgung, die kaputten Sozialprogramme – all das bleibt
unangetastet.
„Eine
unbehandelte Psychose schädigt das Gehirn. Aber Zwangseinweisungen ohne Hilfe
sind keine Heilung“, warnt Lisa Dailey vom Treatment Advocacy Center.
Die neue
Politik der Kriminalisierung zeigt einen gefährlichen Trend: Statt Armut zu
bekämpfen, bekämpft man die Armen. Das Dekret der Trump-Regierung markiert eine
Rückkehr zur Institutionalisierung – mit all ihren historischen Fehlern. Was
folgt, ist ungewiss. Sicher ist nur: Wer in den Straßen der USA lebt, lebt ab
jetzt auch unter dem Verdacht, ein Problem zu sein.