Laut CNN prüft Trump das Verbot der Demokratischen Partei
TL;DR: Trump lässt prüfen, ob die Demokratische Partei verboten werden kann. Nach Kirks Ermordung spricht das Weiße Haus von „linkem Terror“ und nennt die Opposition „extremistisch“. Was wie Drohung klingt, wirkt längst wie Strategie.
Besorgnis wächst, nachdem das Weiße Haus die Oppositionspartei als „extremistische Organisation“ bezeichnet hat
Nach der
Ermordung des rechten Kommentators Charlie Kirk, so schreibt CNN, verdichten
sich die Anzeichen, dass US-Präsident Donald Trump den nächsten Schritt in
einem politischen Feldzug gegen die Opposition vorbereitet: ein
mögliches Verbot der Demokratischen Partei.
Schon im August Deute sich diese an. „Die
Demokratische Partei ist keine politische Partei. Sie ist eine inländische
extremistische Organisation“, sagte Stephen Miller, Trumps stellvertretender
Stabschef für Politik, in einem Interview. Eine Einordnung, die nicht von einem
Hinterzimmer-Blogger stammt, sondern von einem hochrangigen Regierungsbeamten –
öffentlich, dokumentiert und im Namen des Weißen Hauses gesprochen.
Von der Wahl zur Vernichtung?
Der Kontext:
In der Sendung „The Source“ auf CNN äußerte Analyst Jamal Simmons
scharfe Bedenken. „Wird
der Präsident die Demokratische Partei verbieten?“, fragte er. „Wird
er das Justizministerium auf sie loslassen?“
Eine
rhetorische Frage? Kaum. Vielmehr eine beunruhigende Möglichkeit, wenn man
Trumps jüngste Rhetorik und politische Praxis betrachtet: vom Einsatz
juristischer Instrumente gegen politische Gegner bis hin zu martialischen
Kampfbegriffen gegen alles, was nicht republikanisch-rechts tickt.
Am Montag
erklärte das Weiße Haus, der Mord an Kirk sei Ergebnis „eines
organisierten linksgerichteten Terroranschlags“. Belege? Keine.
Konsequenzen? Offenbar geplant. Miller kündigte an, man werde „diese
Terrornetzwerke entwurzeln und zerschlagen“. Wer dazugehört,
entscheidet offenbar das Weiße Haus
– nicht das Strafrecht.
JD Vance,
Trumps Vizepräsident und einst gescheiterter Intellekt, steuerte in Kirks
Podcast seine Lesart bei: „Linksextremismus“ sei „Teil der Gründe“ für Kirks Tod.
Dass der Täter oder die Täterin zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich
identifiziert wurde, scheint nebensächlich. Der ideologische Täter steht
bereits fest: Die politische Linke.
Wer also
noch glaubt, es gehe Trump um Wahlsiege, irrt. Seine Politik entwickelt sich weiter
– von der Urne zum Urteil. Der Präsident sprach in einer Kundgebung davon, sich
an den Demokraten „rächen“ zu wollen. An der Wahlurne, wie er sagte.
Doch dann folgte: „Die Radikalen auf der Linken sind bösartig und politisch
versiert.“ Eine Kombination, die in Trumps Sprache synonym ist mit:
gefährlich.
Die
Umdeutung einer Oppositionspartei zur „terroristischen
Organisation“ ist kein bloßer rhetorischer Ausrutscher, sondern eine
politische Strategie. Wo man früher politische Differenz zähneknirschend
tolerierte, wird heute mit Begriffen wie „ausmerzen“, „zerschlagen“
und „extremistisch“ hantiert – Begriffe, die aus dem Arsenal autoritärer
Herrschaft stammen.
Simmons,
langjähriger politischer Analyst, kommentierte: „Dieser Präsident hat
gezeigt, dass er bereit ist, das Justizministerium zu nutzen, um seine
politischen Feinde zu verfolgen.“ Was früher als Verstoß gegen die
Gewaltenteilung galt, ist heute Wahlprogramm.
Was bleibt vom demokratischen Zweiparteiensystem?
Die These
ist gewagt – und dennoch nicht aus der Luft gegriffen: Die US-Demokratie, lange
Zeit Modell pluralistischer Aushandlung, steht vor einer strukturellen
Transformation. Nicht durch Gesetzesreform oder Wählerwillen, sondern durch
eine schleichende Entdemokratisierung über Sprache, Polizei und Justiz.
Dass eine
Partei wie die Demokraten Fehler macht, Opportunismen pflegt, soziale
Bewegungen kooptiert – keine Frage. Doch wer aus der Kritik an Machtversagen
den Schluss zieht, die Partei selbst sei „ein kriminelles Netzwerk“,
betreibt keine Reformpolitik, sondern autoritäre Säuberung.
Trump geht
es nicht um Wählerstimmen, sondern um Loyalität. Nicht um Mehrheit, sondern um
Gehorsam. Die Demokratische Partei steht ihm dabei im Weg – als politische
Kraft und als Symbol für eine Idee von Amerika, in der Unterschied und
Widerspruch erlaubt sind.
Ein Verbot
der Demokratischen Partei? Noch ist es eine Spekulation. Doch der Diskurs ist
bereitet. Die Begriffe sind gefallen. Die Sprecher sind ermächtigt. Der Mord an
Charlie Kirk wird zur Gelegenheit – wie jeder Vorwand willkommen ist, wenn man
ein Ziel bereits lange verfolgt.
Denn das ist
die Logik politischer Säuberung: Sie beginnt nicht mit einem Verbot. Sondern
mit der Sprache, die es vorbereitet.
Und diese Sprache hatte Trump
längst geübt, bevor Charlie Kirks Ermordung zum Vorwand wurde. Schon am
Freitag, dem
26. Juli 2024, hatte er seinen Anhängern erklärt, sie müssten „nur dieses eine
Mal“ für ihn stimmen, dann „würden sie in vier Jahren nicht mehr wählen müssen.“ Denn, so Trump wörtlich: „Wir
werden das so gut geregelt haben, dass sie nicht mehr wählen müssen.“.
Auf dem Believers
Summit – einer von Charlie Kirks rechtsextremer Lobbygruppe Turning
Point Action organisierten Versammlung christlicher Nationalisten in Florida –
bekräftigte er: „Das wird sich ändern.“, er
kündigte an, dass die Wahl 2024 „die letzte“ sein könnte –
zumindest, wenn sie für ihn entschieden würde. Es war eine Prophezeiung mit
Programm. Keine versteckte Drohung, sondern ein Versprechen: Demokratie nach
Bedarf, danach Ruhe im System. Eine Demokratie, deren Ende nicht durch einen
Putsch, sondern durch Applaus eingeläutet werden soll.
Was gestern noch als abwegig erschien, hat heute bereits seine eigene Rhetorik – und morgen womöglich ein rechtliches Fundament. In einem politischen Klima, in dem Feindbilder schneller definiert sind als Gesetze verabschiedet, wird die demokratische Ordnung zur Kulisse. Die Frage ist nicht, ob Trump es wagt. Sondern, ob ihm noch jemand dabei im Weg steht