„Wie antisemitisch ist die Berliner Linke?“ – Fragt der Tagesspiegel und zeigt es.
TL;DR: Die Berliner Linke nennt es Nahostpolitik. Tatsächlich ist es antisemitischer Bankrott mit Bezirksliste. Wer „Völkermörder“ ruft, wenn ein israelischer Bürgermeister erscheint aber zur Faschistischen Hamas schweigt, hat kein Profil – nur ein Problem. Der Tagesspiegel zeigt es auf.
Man muss
sich das einmal vorstellen – ja, bitte: Der Bürgermeister einer israelischen
Partnerstadt betritt einen Berliner Bezirkssaal, und der erste Reflex des dortigen
Linksfraktionschefs ist nicht etwa diplomatische Zurückhaltung oder politische
Reife, sondern: „Völkermörder!“, „Sie sind nicht willkommen!“ Was klingt wie
eine Szene aus einem Agitprop-Stück der siebziger Jahre, ist in Wahrheit nur
das jüngste Kapitel einer fortschreitenden Entgleisung, die sich bei der
Berliner Linken mittlerweile Programm nennen darf. Der Tagesspiegel hat
diesen Umstand dankenswerterweise dokumentiert – und sich dabei selbst
entlarvt. Man muss nur genau hinsehen.
Denn der
Artikel „Wie antisemitisch ist die Berliner Linke?“ wirkt auf den ersten Blick
wie ein Abgesang, auf den zweiten wie eine Chronik der politischen Verirrung –
und auf den dritten wie ein Nachruf auf das, was einmal als emanzipatorisches
Projekt begann. Die einstige Partei der Gerechtigkeit, der Internationalismus
und der linken Vernunft hat sich – in ihrer Berliner Ausführung – in ein
Sammelbecken postkolonialer Furien, ressentimentgeladener Israelfeindschaft und
identitätspolitischer Selbstbespiegelung verwandelt.
Was der Tagesspiegel
in beflissener Empörung notiert, ist in Wahrheit die Beschreibung eines
Zustands, den große Teile der Partei längst als Normalfall betrachten. Man
lese: „Die pro-palästinensische Fraktion gewinnt in Berlin zusehends an
Einfluss.“ Das ist kein Warnruf – das ist Bestandsaufnahme. Und: „Zuweilen
sei bei den Aktivisten der Schritt zur Hamas nicht weit.“ Eine fast schon
rührende Formulierung, wäre der darunterliegende Befund nicht so abgründig.
Einst galt: Wer Antisemitismus duldet, verliert den Anspruch auf linke Politik.
Heute gilt: Wer ihn kritisiert, verliert das Direktmandat in Neukölln.
Denn genau
dort gewann ein Ferat Koçak, der die israelische Selbstverteidigung als
„Kolonialgewalt“ deutet, seinen Wahlkreis – ein Mandat, das laut Tagesspiegel
nicht zuletzt auf der Einsicht beruht: „Mit einer Pro-Israel-Haltung hast du
in Neukölln keine Chance.“ Das ist nicht nur ein politisches Armutszeugnis
– es ist ein stillschweigender Kotau vor den antisemitischen Milieus, die
längst als Wählerklientel akzeptiert sind.
Die
Parteiführung? Schweigt – oder duckt sich weg. Die Spitzenkandidatin Elif
Eralp, offenbar ein politisches Phantom, bleibt nach dem Skandal um Tzvika Brot
gleich ganz verschwunden. Die Landesvorsitzende Kerstin Wolter erklärt salbungsvoll:
„Wortwahl und Form teile ich nicht.“ Das ist so, als würde man die
Architektur der „Protokolle der Weisen von Zion“ kritisieren, nicht aber deren
Inhalt. Währenddessen verleiht ihre Vizevorsitzende Martha Kleedörfer dem
Ganzen sogar einen politischen Ritterschlag, indem sie Brot kurzerhand zum
Faschisten erklärt. Adorno rotiert vermutlich im Grab – bei gleichzeitiger
Lektüre von Lenin.
Der Tagesspiegel
registriert all dies mit erstaunlicher Nüchternheit, stellt dann aber plötzlich
fest: „Dass das nicht stimmt, wissen Kai Wegner und Dirk Stettner nur allzu
gut.“ Gemeint ist die Behauptung, die ganze Partei sei antisemitisch.
Eine rhetorische Notbremse, die den Journalisten retten soll – sie scheitert.
Denn in den Absätzen davor wurde detailliert beschrieben, wie sich die
radikalen Bezirksverbände – insbesondere Neukölln und Mitte – zur dominanten
Kraft entwickeln, während pragmatische Stimmen wie Lederer, Breitenbach,
Schatz und Scheel entweder zurücktreten oder gleich ganz verschwinden. Man
braucht keinen Althusser, um zu erkennen: Das ist struktureller Antisemitismus
mit demokratischem Mandat.
Was bleibt,
ist eine Partei, die auf ein Abgeordnetenhaus zusteuert, in dem progressive
Stimmen durch ideologische Fanatiker ersetzt werden, weil man lieber
Bezirkslisten stärkt als die Kontrolle durch eine Landesliste zu riskieren.
Demokratie, so scheint es, ist für die Berliner Linke ein Werkzeug – kein Wert.
Der kommende
Landesparteitag soll dann einen „Leitfaden gegen Antisemitismus“ verabschieden.
Doch wer sich an den letzten Parteitag erinnert – Eskalation, Chaos, verbale
Nahkämpfe – ahnt schon, was von diesem Projekt bleibt: ein weiteres Feigenblatt
auf dem Weg zur vollständigen Entkernung.
Fazit: Die
Berliner Linke ist nicht bloß von einem Antisemitismus-Problem betroffen – sie
ist dabei, sich um eben dieses Problem neu zu organisieren. Was einst als
historische Chance galt, das Rote Rathaus zurückzuerobern, wird nun zum
toxischen Bumerang. Der Tagesspiegel stellt die richtige Frage – „Wie
antisemitisch ist die Berliner Linke?“ – und liefert die Antwort gleich
mit: antisemitisch genug, um das eigene Wahldesaster mit Ansage zu provozieren.
Denn wer die
Partnerstadt Bat Yam mit der Hamas verwechselt, wer Tote in Gaza betrauert,
aber nicht die Toten der Hamas-Massaker, der hat kein Nahost-Problem – sondern
ein ideologisches Totalversagen.
Zum Tagesspiegel Artikel: „Drohendes
Problem im Wahlkampf: Wie antisemitisch ist die Berliner Linke?“
