Warum Fritze die Antidemokraten Partei nicht verbieten will
TL;DR: Friedrich Merz hält ein AfD-Verbot für „Konkurrentenbeseitigung“. Als wäre Höcke ein politischer Mitbewerber und kein Verfassungsfeind. Demokratie verteidigen heißt nicht nur „Nicht mit Nazis reden“, sondern Faschisten stoppen – bevor sie ihre Gegner*innen wieder in Lager stecken
Demokratische Parteien machen ein Angebot.
Die AfD macht eine Drohung. Wer bei ihr von Politik spricht, hat das
Grundgesetz mit dem Wahlzettel verwechselt. Die AfD bietet nichts an – sie
erklärt der Demokratie den Krieg.
Trotzdem
hört man sie immer wieder, die fromme Formel aus dem Bauchladen politischer
Sozialpädagogik: „Man muss doch die Wähler der AfD verstehen.“ Warum
eigentlich? Weil jemand freiwillig mit Anlauf in den rechten Sumpf springt,
sollen wir ihm das Handtuch reichen?
„Man müsse
sie abholen“, heißt es dann. Wohin denn? Vom rechten Rand zurück in die
demokratische Mitte – mit einem Heine-Zitat und fair gehandeltem Verständnis?
Nein. Wer
eine Partei wählt, die Grundrechte selektiert wie Gemüse im Sonderangebot, will
keine Debatte – er will Ordnung. Die Art von Ordnung, die mit Abschiebung
beginnt und mit autoritärem Staatsumbau endet.
Und
Friedrich Merz? Der bekommt weiche Knie, sobald jemand das Wort AfD-Verbot
ausspricht. Das rieche ihm zu sehr nach Konkurrentenbeseitigung. Dabei
ist er selbst wie ein Wirtschaftsprüfer auf Adrenalin durch die Republik
gejagt, um Neuwahlen zu fordern – täglich, wenn nicht stündlich.
Gegen Nazis
aber zeigt sich plötzlich Zartgefühl. Demokratie müsse wehrhaft sein, sagt er –
aber bitte nur gegen alles Linke. Gegen Rechts hilft offenbar: betreten
schweigen und den Verfassungsschutz nicht lesen.
So stehen
wir da: mit einer rechtsextremen Partei im Bundestag, deren Funktionäre Mails
erhalten mit dem Hinweis, sie mögen sich bitte verfassungskonform
verhalten. Und einer Union, die bei jedem Gespräch über ein Verbot tut, als
wolle man Benediktinermönche öffentlich beschimpfen.
Die AfD ist
keine missverstandene Bürgerinitiative. Kein Wutbürgertum mit schlechtem WLAN.
Sie ist der gezielte Angriff auf das Fundament dieses Staates – getarnt als
parlamentarischer Betriebsausflug. Ein Trupp Verfassungsfeinde im Anzug, die
sich nur deshalb zur Wahl stellen, weil man mit Uniform schlechter in Talkshows
kommt.
Und Merz?
Der rümpft die Nase: „Konkurrentenbeseitigung.“
Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen: Wenn die Demokratie ihre Feinde
ausschließen will, nennt Merz das Wahlkampftaktik. Als sei Höcke ein etwas zu
lauter Vertreter bei der örtlichen Fußpflegeinnung.
Dass
ausgerechnet Friedrich Merz, jener besenstilgerade Neoliberale mit Hang zur
Verbalentgleisung, plötzlich Verhältnismäßigkeit entdeckt, ist weniger
Prinzipientreue als Restlaufzeit. Seine Brandmauer verläuft zwischen Cognac und
Zigarre – in der First-Class-Lounge.
Das
Argument, die AfD sei demokratisch gewählt, ist so überzeugend wie der
Hinweis, dass die Titanic schwimmen konnte – bis zum Schluss. Die NSDAP wurde
auch gewählt. Auschwitz hatte kein Wahlprogramm, sondern Züge.
Wer die Anliegen
der AfD ernst nimmt, erklärt Ressentiment zur Meinung. Und macht aus Verachtung
eine Variante von Diskurs. Nein, man muss nicht mit Nazis reden. Wiglaf Droste
wusste: Wer bei jeder Mülltonne Aufklärung vermutet, hat irgendwann den Kopf
voller Gestank.
Die AfD will
nicht gestalten, sie will sortieren – nach Herkunft, Hautfarbe, Gehorsam. Das
ist kein Pluralismus. Das ist die Rückkehr des Völkischen im Kostüm des
Bürgertums.
Und Merz?
Der schüttelt den Kopf – nicht über die Rechten, sondern über die Linken, die
bei Wahlen plötzlich zweistellig werden. Für ihn lauert die Gefahr traditionell
dort, wo gedacht wird. Seine „bürgerliche Mitte“ beginnt da, wo das Grundgesetz
aufhört zu stören.
Ein
AfD-Verbot wäre keine Schwächung der Demokratie – sondern ihre Selbstachtung in
Gesetzesform. Aber dafür müsste man Haltung zeigen. Nicht nur Umfragewerte.