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Frieden schaffen mit Phrasen – Die „neue“ Deutsche Friedensbewegung und ihre alten Irrtümer

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TL;DR:   Der Aufruf „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!“ zur Bundesweiten Demonstration am 3. Oktober 2025 in Berlin und in Stuttgart klingt nach Moral,  entlarvt sich aber als Ritual: Russland wird verharmlost, Israel dämonisiert, und die Bühne füllt sich mit selektiver Moral.  Frieden? Nicht mit Phrasen, sondern mit Realitätssinn.       Der Krieg ist wieder da – und mit ihm die alten Reflexe: Die einen rufen nach Waffen, die anderen mit dem zum Aufruf „Nie wieder Krieg – Die Waffen nieder!“ nach Frieden. Letztere wiederholen sich – und verraten, was sie nie begriffen haben.   „ Nein zu Kriegspolitik und Militarisierung – Ja zu Frieden und Abrüstung .“ So beginnt der Aufruf zur Demonstration am 3. Oktober 2025 in Berlin und Stuttgart. 452 Friedensinitiativen unterstützen das Motto „Nie wieder kriegstüchtig. Stehen wir auf für Frieden“. Es klingt nach Brecht, riecht nach 80er-Jahre-Plakaten, und es liest sich wie das Glaubensbekenntnis ein...

Zur taz-Reportage „Das Ende des lauten Schweigens“ von Stefan Reinecke und Daniel Bax

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  TL;DR: „Das Ende des lauten Schweigens“ ist keine Reportage, sondern ein Bekenntnis im Gewand des Protokolls. Wo Analyse nötig wäre, tritt Akklamation. Was als Vielfalt erscheint, ist Einheitsfront mit Lautsprechern. Kritiklosigkeit als Haltung der taz. Es gehört zur Tragik linker Selbstgewissheit, dass sie ihre Inszenierung mit Wirklichkeit verwechselt. Wer diesen Text von Reinecke und Bax liest, erkennt eine Empathie, die sich nicht überfordert – aber überhitzt. Sie glauben zu berichten, wo sie bereits bekennen. Sie glauben, zu dokumentieren, wo sie längst exekutieren – das Urteil, das in linken Milieus inzwischen so selbstverständlich ist wie das Dönerangebot am Hermannplatz: Israel mordet, Deutschland schweigt, die Straße ist das letzte Wort. Was als Reportage daherkommt, ist kein Protokoll, sondern ein Programm. Die Dramaturgie der Zahl – „50.000, vielleicht 100.000“ – ersetzt hier die mühsame Arbeit an der Unterscheidung zwischen Bewegung und Masse, zwischen Politik und...

„Verantwortung übernehmen“ – das klingt nach Koalitionsvertrag, meint bei der Initiative „Die Erneuerung der Linken organisieren“ aber Haltung

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TL;DR:  „Verantwortung übernehmen“ klingt nach Koalitionsvertrag, meint hier aber Haltung: Der Aufruf zur Erneuerung der Linken verzichtet auf Revolutionskitsch und Selbstmitleid – und setzt auf Analyse, Strategie und Demokratie. Endlich. Zur strategischen Initiative „Die Erneuerung der Linken organisieren“ von Forum Demokratischer Sozialismus und Netzwerk Progressive Linke Es kommt selten vor, dass in einem linken Aufruf zur Erneuerung mehr steht als die gewohnte Beschwörung der eigenen Reinheit und die Warnung vor allem, was nicht mindestens den Kommunard*innen von 1871 gefallen hätte. Der Diskussionsaufruf des Forums Demokratischer Sozialismus und des Netzwerks Progressive Linke ist hier eine wohltuende Ausnahme. Kein revolutionäres Pathos, sondern strategische Klarheit, keine Floskeln vom „Volksverrat“, sondern nüchterne Sätze wie: „Die Welt droht in die Hände der radikalen Rechten zu fallen. Das ist keine rhetorische Figur, sondern es passiert bereits.“ Und tatsächlich: ...

Die antizionistische Erlösung der deutschen Linken. Oder: Wie der marx21-Ko-Kreis mit einem Märchen zu Gaza den Holocaust überwinden will.

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  TL;DR:  Was marx21 als Analyse  verkauft, ist das alte Märchen: Israel als Täter, Gaza als Alibi – Verharmlosung von Antisemitismus als Solidarität mit  den Palästinenser*innen  getarnt. Wer so spricht, sucht nicht Gerechtigkeit, sondern Erlösung von deutscher Schuld   Zur agitatorischen Selbstverblendung des Textes „Zusammen für Gaza – Die Isolation durchbrechen“ ein Nachruf auf den linken Verstand Was der marx21-Ko-Kreis mit seinem Artikel „ »Zusammen für Gaza« – Die Isolation durchbrechen “ als Analyse tarnt – getragen von der These, die propalästinensische Bewegung sei in Deutschland durch Repression isoliert und könne durch die Demonstration am 27. September diese Isolation durchbrechen und „Druck auf die Bundesregierung“ ausüben – beginnt mit einem Satz, den man auch an eine Wand in Teheran sprayen könnte: „Seit knapp zwei Jahren führt Israel einen Völkermord an den Palästinenser:innen in Gaza durch.“ Das ist kein politisches Argument, so...

Immer wieder, immer noch – der Tod ist ein Meister aus Deutschland

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 TL:DR:  Am 3. Oktober feiert Deutschland sich selbst – und eine Demo erinnert an das, was verdrängt wird: Kolonialverbrechen, Shoah, Pogrome, Sozialabbau. Wenn Faschisten wieder stärkste Kraft werden könnten, heißt Widerstand: Pflicht, nicht Option. Gegen das Vaterland, seine Einheitsfeier – und die Rückkehr der Barbarei mit demokratischem Anstrich Warum ich die antifaschistische Demo gegen den Tag der Deutschen Einheit am 03.10.2025 in Saarbrücken begrüße – und warum Schweigen keine Option mehr ist Am 3. Oktober will Deutschland wieder feiern – diesmal in Saarbrücken. Offiziell Einigkeit, Recht, Freiheit. Inoffiziell: die rituelle Selbstvergewisserung eines Staates, der seine Vergangenheit abgelegt hat wie ein zu eng gewordenes Jackett – aber den rassistischen Unterfutterstoff drin gelassen hat. Warum ich die antifaschistische Demo „ IMMER WIEDER, IMMER NOCH: DER TOD IST EIN MEISTER AUS DEUTSCHLAND “ begrüße? Weil es einen Unterschied macht, ob man ein Datum gedenkt –...

Zu „In Amerika eine Terrororganisation, in Deutschland steuerfinanziert“ – Der große NIUS Antifa-Report von Eric Steinberg & Felix Perrefort

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TL;DR:  Der NIUS-Antifa-Report inszeniert keine Analyse, sondern ein Feindbild. Er ersetzt Wirklichkeit durch Alarmismus, Kritik durch Schuldzuweisung, Komplexität durch Ideologie. Was bleibt, ist keine Aufklärung – es ist publizistische Eskalation mit politischer Absicht.   Die Autoren Steinberg und Perrefort  – Letzterer einst Autor im Dunstkreis des Bahamas -Milieus, das sich selbst gern als letzten Rest dialektischer Vernunft gegen „Identitätslinke“ inszeniert – legen mit ihrem Antifa-Report ein Werk vor, das sich nicht als Analyse, sondern als Anklage versteht – und als solche nicht etwa gegen eine spezifische Tat, sondern gegen ein Milieu, eine Haltung, eine Sprache. Der Text ist kein journalistischer Beitrag zur politischen Aufklärung, sondern ein publizistischer Beitrag zur Formierung eines Feindbilds. In ihm geht es nicht um die Wirklichkeit, sondern um deren ideologische Umdeutung zur moralischen Katastrophe. Antifa als Totem „Antifa“ – im Text nicht be...

Warum es Israel geben muss – und nicht nur als Idee.

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TL;DR:   Israel existiert nicht  trotz , sondern  wegen  Auschwitz. Wer Zionismus heute als Verbrechen deutet, stellt nicht den Staat infrage,  sondern das Recht der Jüdischen Menschen,  sich zu  schützen .   Die Existenz Israels ist kein Geschenk, das die Welt den  Jüdischen Menschennach Auschwitz gemacht hat – sondern eine Notwendigkeit, die sich aus dem fortwährenden Zwang ergab, irgendwo auf diesem Planeten zu existieren, ohne jederzeit mit der eigenen Vernichtung rechnen zu müssen. Jean-Paul Sartre wusste: Der Jude ist nicht der, der sich dazu erklärt, sondern der, den der Antisemit als solchen markiert. Man kann nicht aufhören, Jude zu sein, so wenig wie man dem Blick des Antisemiten entkommen kann, der aus dem Hinterzimmer der Geschichte nie verschwunden ist. Antizionismus ist oftmals das Alibi des salonfähigen Antisemitismus. Er kommt im Gewand vermeintlich moralischer Kritik daher, nennt sich „Israelkritik“ – ein Begriff, ...