Von der Leyen muss weg – aber nicht durch eine völkische Front mit Faschisten

TL:DR: Ja, von der Leyen muss weg. Aber das BSW paktiert dafür mit Neonazis und Faschisten. Adorno wusste schon 1959: Der neue Faschismus kommt nicht als SA zurück, sondern als Demokrat im Sakko. Wer Anträge mit Faschisten einbringt, wird bald von ihnen regiert.




Ja, Ursula von der Leyen muss als Präsidentin der Europäischen Kommission abgelöst werden. Keine Frage. Doch was sich dieser Tage im Straßburger Plenarsaal zusammenbraut, ist weniger demokratische Hygiene als der Versuch einer politischen Kanalreinigung mit der Hand im Gulli der Geschichte.

Während Friedrich Pürner vom BSW fröhlich seine Unterschrift unter den Misstrauensantrag des rumänischen Rechtsextremisten Gheorghe Piperea setzt und Fabio De Masi jubilierend davon schwärmt, endlich „Frau von der Leyen zu Fall zu bringen“, bleibt eines ungesagt: Sie paktieren dafür offen mit Neonazis und Faschisten.

Mit wem, bitte? Mit Milan Mazurek und Milan Uhrík von der slowakischen ĽSNS bzw. ihrer Abspaltung Republik – beide gerichtlich als neonazistisch eingestuft. Mit Virginie Joron vom französischen Rassemblement National, einer Partei mit neofaschistischen Wurzeln, die ihren Gründer lieber nicht in Schulen zitieren lassen möchte. Mit der AfD-Fraktion, in der Petr Bystron und Siegbert Droese sich ungerührt an Neonazi-Kontakten wärmen, während Christine Anderson die faschistische Rhetorik gleich direkt pflegt. Und mit Emmanouil Fragkos von der griechischen Lösung, die Flüchtlinge wie Ungeziefer behandelt sehen will.

Dass Fabio De Masi öffentlich beteuert, er finde Faschisten ganz schlimm – offensichtlich aber nur in der Ukraine – bleibt eine Petitesse jener Sorte, die Adorno bereits 1959 erkannte: Der Faschismus kehrt nicht notwendigerweise als Schlägerbande zurück, sondern als Demokrat im feinen Zwirn, der gegen „die da oben“ wettert und mit jenen paktiert, die ihr Lebenswerk den Braunhemden von einst verdanken.

Der Grundsatz der Demokraten lautet: Mit Faschisten paktiert man nicht. Man stellt mit ihnen keine Anträge, man wirft die Anträge dorthin, wo sie hingehören: auf den Müllhaufen der Geschichte. Wer das vergisst, öffnet die Tür für jene, die Demokratie nur als Mittel zum Zweck betrachten – bevor sie sie verschrotten.

Dass das BSW nie links war, sondern national, bleibt dabei die banalste aller Wahrheiten. Nur wer es nicht sehen will, sieht in dieser völkischen Front gegen von der Leyen einen Sieg der Demokratie. In Wahrheit ist es ihre schleichende Zersetzung.

 


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