Musks neuestes Start-up: Die „America Party“
TL;DR: Elon Musk gründet die America Party. Eine Partei wie ein Tesla: futuristisch, laut, ohne TÜV. Freiheit nach Musk-Art heißt: Alles ist erlaubt, solange es ihm nützt. Scheitert sie? Egal. Dann eben das nächste Projekt.
Elon Musk will die US-Politik hacken wie einen alten Algorithmus – doch
was bleibt von der Demokratie, wenn sie nur noch ein Testfeld für
Milliardärsfantasien ist?
Der reichste Mann der Welt hat
ein neues Spielzeug. Nachdem er Raketen baute, Autos elektrifizierte und
Twitter zur Trollhöhle umdekorierte, gründet Elon Musk nun eine Partei.
„America Party“ soll sie heißen. Das klingt groß, aber bei Musk klingt immer
alles groß. Er selbst sagt, die Partei werde den Würgegriff von Republikanern
und Demokraten sprengen. Ein Mann, der 250 Milliarden Dollar schwer ist, glaubt
eben, dass alles gesprengt werden kann, wenn er es nur will.
Am 4. Juli, an dem andere
Amerikaner Hotdogs grillten und sich betranken, stellte Musk auf X (ehemals
Twitter) eine Umfrage ein: Wollen Sie eine neue Partei? 65,4 Prozent klickten
„Ja“. Das reichte ihm als Legitimationsgrundlage. „Heute wurde die America
Party gegründet, um Ihnen Ihre Freiheit zurückzugeben“, verkündete er. Und das
in einem Land, in dem die Freiheit so groß geschrieben wird, dass niemand ohne
Waffenschein einkaufen darf.
Doch wer zeigt sich interessiert
an dieser techno-libertären Bewegung?
Mark Cuban, Milliardär, Fernsehstar, Feuerwerks-Emoji-Poster, bot Unterstützung
an, Anthony Scaramucci, der Mann, der nur zehn Tage Trumps
Kommunikationsdirektor war, möchte ein Treffen. Der Social-Media-Star Brian
Krassenstein will wissen, wo er spenden kann. Tyler Palmer wünscht sich von der
America Party ein KI-gestütztes Militär. Das Silicon Valley liebt es, wenn
Drohnen die Freiheit verteidigen.
Roger Stone, Veteran der
Republikaner, ist beleidigt. Er will lieber weitertrumpen, als Musks Projekt zu
legitimieren. Steve Bannon nennt Musk einen „Schwindler“ und fordert seine
Abschiebung, schließlich sei er Südafrikaner. America First heißt bei Bannon
offenbar America Alone.
Aber was soll diese Partei
eigentlich sein? Ein ideologisches Konglomerat aus haushaltspolitischem
Konservatismus und futuristischem Größenwahn. Musk will Bürokratie abbauen und
dafür mehr Elektroautos, KI und Weltraumförderung. Fiskalische Disziplin plus
techno-utopische Projekte – bei ihm kein Widerspruch, sondern Synergie.
Bildung? Weg mit veralteten Systemen, her mit dezentralem Lernen und
Neuralink-gestütztem Wissenstransfer. Außenpolitik? Lieber Skepsis als
Engagement. Und absolute Redefreiheit – solange man nicht bei Tesla oder SpaceX
arbeitet und die Geschäftsführung kritisiert.
Die Ästhetik dieser Partei wird
minimalistisch, futuristisch, cool. Keine Adler, keine Flaggen, kein
Stars-and-Stripes-Kitsch. Vielleicht ein stilisiertes „A“, Silber,
Mitternachtsblau, Weiß. Etwas, das aussieht wie ein neuartiger Thermostat. Doch
mit Thermostaten lässt sich keine Wahl gewinnen.
Wer hat Interesse
bekundet?
Milliardäre, Technik-Utopisten, Influencer, Libertäre, Menschen mit
Raketenfantasien. Also jene, die schon lange genug Geld oder Reichweite haben,
um sich nicht mit den Niederungen demokratischer Politik herumschlagen zu
müssen.
Wie könnte die America
Party aussehen?
Wie Musk selbst: disruptiv, selbstverliebt, von einer Freiheitsrhetorik
getrieben, die meint, Freiheit sei die Abwesenheit jeglicher Regulierung, es
sei denn, sie betrifft seine Angestellten. Die America Party wird sein Vehikel
bleiben, kein V8-Truck, sondern ein concept car ohne TÜV-Zulassung. Ihr Logo
könnte im Museum für digitale Kunst hängen, ihre Kandidatenliste im Silicon
Valley Coworking Space.
Wie sieht sie aus in Musks
Welt? Vielleicht wie Twitter/X heute: Alles ist erlaubt, bis es ihm schadet.
Alles darf gesagt werden, bis es seine Marke beschädigt. Freiheit also, nach
Musk-Art: maximalistisch, aber bedingt.
Die America Party wird kein
drittes Standbein der US-Politik werden, sondern ein rhetorischer
Exoskelett-Anzug für Musks Ego: ein weiterer Versuch, aus Kritik Aufmerksamkeit
und aus Aufmerksamkeit Macht zu generieren. Er wird scheitern. Aber scheitern
bedeutet für Musk nicht verlieren, sondern: Nächstes Projekt.